SoKo Hakenkralle

Nach erneuten Anschlägen auf Bahnstrecken ermittelt das BKA gegen militante Expo-Gegner wegen „Bildung einer terroristischen Vereinigung“

HANNOVER dpa/ap ■ Neue Anschläge auf Bahnstrecken haben die Generalbundesanwaltschaft auf den Plan gerufen. Wegen des Verdachts „der Bildung einer terroristischen Vereinigung“ hat sie nach einem vermutlich von Expo-Gegnern verübten Anschlag auf die ICE-Strecke Hannover–Hamburg das Verfahren an sich gezogen. Das Bundeskriminalamt wurde mit den Ermittlungen beauftragt, sagte eine Sprecherin der Justizbehörde. Die Täter werden außerdem des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr verdächtigt.

Bei dem Anschlag war nach Angaben des Grenzschutzamtes Hannover am Montagmorgen um 3.35 Uhr ein Güterzug in eine Hakenkralle gefahren, die südlich von Eschede bei Garßen in die Oberleitung der ICE-Strecke eingehängt war. Ein Güterzug in Richtung Norden kam kurz vor einer zweiten Hakenkralle rechtzeitig zum Stehen. Auf der Strecke Hannover–Hamm kam ein ICE auf einer Leerfahrt durch einen Nothalt zum Stehen. Ursache war ein Eisenhaken, der in den Fahrdraht eingehängt war.

Der Bundesgrenzschutz fand nach eigenen Angaben in der Nähe des Tatortes bei Eschede drei Flugblätter mit der Aufschrift „Expo No“. Unter dieser Parole rufen linke Gruppen im Internet zum Widerstand gegen die Expo 2000 auf, die sie als „Propagandashow der Großkonzerne“ ablehnen. Besonders mit Blockaden der Verkehrswege soll die Veranstaltung gestört werden. Bereits am Expo-Eröffnungstag hatten vermutlich ebenfalls Gegner der Weltausstellung versucht, die ICE-Trasse bei Eschede mit brennenden Autoreifen zu blockieren.

Nach Auskunft der Generalbundesanwaltschaft wird schon seit Jahren wegen Straftaten gegen die Expo 2000 ermittelt. Sie vermutet hinter den Anschlägen nicht Einzeltäter, sondern „eine fest strukturierte Gruppe“.

Unterdessen bleiben die Besucherzahlen weit hinter den Erwartungen der Expo-Macher zurück. In den ersten vier Expo-Tagen kamen statt der erhofften 150.000 durchschnittlich 90.000 Menschen nach Hannover, räumt ein Sprecher der Expo-Gesellschaft ein. Auf Pannen beim Kartenverkauf haben die Veranstalter inzwischen reagiert. Sie wollen die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Deutsches Reisebüro ausbauen und Probleme beim Buchungssystem Start abstellen.

Nach ersten Unfällen mit Elektroautos will die Expo-Gesellschaft jetzt auf die Bremse treten. Vor allem Schüler hielten sich nicht an die Höchstgeschwindigkeit und „heizten“ über das Gelände. Nach zwei Unfällen mit glimpflichem Ausgang sollen nun die Motoren so programmiert werden, damit sie auch wirklich nur 10 Kilometer pro Stunde fahren, so der Sicherheitschef der Expo.