CDU vergibt Lizenz zum Parken

■ Posse im Beirat Mitte: Ein knappes Drittel der Delegierten erspart der BLG im Rembertiviertel Verkehrsvermeidungskonzept

Der Beirat Mitte ist sich einig: Die Ansiedlung der BLG an der Kohlhökerstraße wird im Prinzip begüßt. Nur über die Verkehrsbelastung machen sich die Feierabendpolitiker Sorgen. 149 Mitarbeiter sollen jeden Tag in das schon jetzt hoffnungslos zugeparkte Quartier strömen. Zwar werden unter dem Neubau zwischen Konsulatsgebäude und Landeszentralbank 60 bis 70 Tiefgaragen-Stellplätze entstehen, aber dafür fallen auf dem Grundstück auch rund fünfzig Stellplätze weg. Da ist das Verkehrchaos vorprogrammiert, wenn nicht von Anfang an mit aller Kraft auf Verkehrsvermeidung gesetzt wird.

Bei der BLG ist das Problem bekannt: Frühzeitig setzte man sich mit dem Ortsamt in Verbindung und suchte nach Lösungen. „20-30 Mitarbeiter werden ohnehin mit dem Zug aus Hamburg kommen – deshalb war für uns die Bahnhofsnähe so wichtig,“ sagt Werner Stührmann, der bei der BLG für die Umzugsplanung zuständig ist. Für die anderen kann er sich verschiedene Lösungen vorstellen: Im Neubau soll es überdachte Fahrradstellplätze geben. Mit der BSAG laufen Verhandlungen über ein Großkundenabo, eventuell kombiniert mit Car-Sharing bei Stadtauto. Auch die Anmietung von Stellplätzen in anderen Parkhäusern, etwa dem des Musicals Jekyll & Hyde, wird geprüft. „Letztlich können wir aber niemanden zwingen auf das Auto zu verzichten“, erklärt Stührmann. Für viele Mitarbeiter wird es auf den finanziellen Anreiz ankommen: Bietet die BLG die Fahrkarte als Extra-Leistung, werden sie nicht nein sagen. Wird sie aufs Gehalt angerechnet und nur ein wenig billiger als normal, ist sie weniger attraktiv. Vielleicht wird sie sogar in den Beratungen mit dem Betriebsrat gekippt.

Eine verbindliche Verpflichtung der BLG wird es indes nicht geben. Der Beirat hatte es in der Hand, sie zu erwirken: Da die BLG unter enormen Zeitdruck steht, war sie außergewöhnlich kooperativ, denn der Beirat hätte durch die Ablehnung des Bebauungsplanes den Baubeginn verzögern können. Aber der Antrag, den B-Plan bis zu einer „Verständigung“ über die Verkehrsvermeidung abzulehnen, fand unter den Anwesenden keine Mehrheit. In der rot-grünen Hochburg Mitte reichte der CDU ein knappes Drittel der Sitze, um den Plan uneingeschränkt passieren zu lassen. Von Grünen und SPD fehlten je zwei Delegierte, PDS und AFB waren gar nicht erschienen. So stand nur dreimal rot-grün gegen viermal CDU. Die BLG kann ihren Umzug nun etwas ruhiger planen. „Damit hatte ich nicht gerechnet“ sagt der verblüffte Werner Stührmann, „aber im Interesse einer guten Nachbarschaft wollen wir trotzdem unser Möglichstes tun“. Auch CDU-Umweltsprecherin Viola Mull, als Anwohnerin selbst betroffen, vertraut auf eine Selbstverpflichtung des neuen Nachbarn: „So was muss von selbst kommen. Druck ist da nicht die richtige Lösung“. not