„Der Club ist kaputt“

Tennis Borussia droht nach DFB-Lizenzentzug nicht nur der Absturz in die Regionalliga, sondern der Konkurs des gesamten Vereins. BFV-Boss Höhne macht Sponsor für den Niedergang verantwortlich

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit dem Lizenzentzug für den Fußballzweitligisten Tennis Borussia (TeBe) durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus wirtschaftlichen Gründen droht jetzt das Aus für den gesamten Verein. Sollte der Fußballbundesligist am 14. Juni vor dem Landgericht Frankfurt keinen Erfolg auf Erlass einer einstweiligen Verfügung zu dem Verbleib in der 2. Liga verbuchen können, brechen TeBe nicht nur der Trainer und die Profimannschaft weg. Während gestern der TeBe-Aufsichtsrat einberufen wurde, machte im Klub das Wort vom Konkurs die Runde. Auch der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), Otto Höhne, befürchtet den „Absturz ins Unendliche“ und macht den TeBe-Sponsor Göttinger Gruppe für das Desaster verantwortlich.

Am Montag hatte der DFB Tennis Borussia die Profi-Lizenz entzogen und in die Regionalliga verbannt, weil der Verein weder eine Bankbürgschaft noch ausreichende Besucherprognosen für die Saison 2000/2001 nachweisen konnte. Nach Angaben von DFB-Medienchef Wolfgang Niersbach sei nicht akzeptiert worden, dass die Deckung in Höhe von 20 Millionen Mark allein vom Sponsor getragen werde. Hinzu komme, dass die Göttinger Gruppe durch Kapitalbetrug im Immobilienbereich auffällig geworden sei. Der DFB wolle nicht zulassen, dass ein Verein der Profi-Ligen wegen Abhängikeiten von Sponsoren das Handtuch werfen muss.

Vor der Aufsichtsratssitzung, deren Ergebnis bei Redaktionsschluss noch offen war, kritisierte TeBe-Präsident Erwin Zacharias – zugleich Chef der Unternehmensfirma Göttinger Gruppe – den DFB. „Die Entscheidung des DFB ist absolut falsch“, so Zacharias. Der Präsident warf dem DFB vor, im Vorjahr keine vergleichbaren Auflagen gefordert zu haben.

Während von Trainer Winfried Schäfer keine Stellungnahme zu erhalten war, sehen die Vereinsmitglieder das Aus für den Verein kommen. „Der Club ist kaputt“, sagte Kicker Uwe Rößler, der wie alle Spieler nun ablösefrei zu anderen Teams wechseln kann. „Das ist das Ende des Vereins in der bisherigen Form“, kommentierte Alt-TeBe-Aufsichtsrat Jörg Henschel den DFB-Entscheid.

Hart mit TeBe geht auch BFV-Boss Otto Höhne ins Gericht. „Ich bin tief enttäuscht von Tennis Borussia.“ Die Vereinsführung Göttinger Gruppe sei verantwortlich für den Lizenzentzug. Zugleich bedeute dies einen „harten Rückschlag für den Berliner Fußball“, so Höhne. Er wollte nicht ausschließen, dass TeBe Konkurs anmelden müsse, da der Verein hauptsächlich vom Profifußball getragen werde.

Wie schon in der Vergangenheit Blauweiß 90 und Tasmania 1900 aufgeben mussten, könnte dies jetzt auf TeBe zukommen. Meldet der Verein Konkurs an, könnten die verbliebenen Sportabteilungen sich aber unter anderem Namen neu konstituieren. Mit Investitionen von 34 Millionen Mark war TeBe in die letzte Saison gestartet, um den Aufstieg in Liga 1 zu schaffen. Am Ende rangierte man auf Platz 13 in der Zweiten Liga.