Wirtschaft wirft neuen Puck aufs Eis

Ein Konsortium aus Siemens und kapitalkräftigen Eishockeyfans plant den Bau einer Mehrzweckhalle in Spandau. Eishockey-Bundesligist Capitals freut sich über neuen Druck auf den Senat: Der soll die Deutschlandhalle umbauen

Die Politik verhandelt seit Jahren ergebnislos über einer große Veranstaltungshalle für Berlin, jetzt kommt die Privatwirtschaft mit eigenen Plänen: Wie Siemens gestern bekannt gab, soll auf einem firmeneigenen Grundstück an der Paulsternstraße in Spandau eine der größten Mehrzweckhallen Europas entstehen. Geplant ist eine Arena mit 20.000 Sitzplätzen.

Hinter dem Projekt stehen vor allem finanzkräftige Eishockeyfans. Neben Siemens wollen sich der finnische Konzern Jokerit, die Finanzdienstleister „Prinz zu Hohenloh-Jagstberg und Banghard“ sowie das Bauunternehmen NCC an Planung und Finanzierung des 500-Millionen-Mark-Projekts beteiligen. Die beiden letzten sind Sponsoren des Eishockey-Bundesligisten Berlin Capitals, Egon Banghard ist auch Aufsichtsrat der Caps.

Eng verbandelt mit dem Sport ist auch der finnische Konzern Jokerit, der zurzeit in Hamburg neben dem Volksparkstadion den Bau einer Halle für 15.000 Zuschauer plant. Firmeneigner Harry Harkimo besitzt in Helsinki sein eigenes Eishockey-Profi-Team, den Jokerit HC.

Michael Dohmeier, Marketingleiter der Capitals, versteht die „Vision einer neuen Halle“ daher vor allem als „kleinen Fingerdruck“ Richtung Senat. Der solle endlich den Umbau der Deutschlandhalle zur Eissportarena auf den Weg bringen.

Der Umbau war vom Senat im Mai zwar nach langem Hickhack abgesegnet, dann aber wegen fehlender Finanzierung wieder in Frage gestellt worden. Da das bisherige Eisstadion an der Jafféstraße zugunsten eines neuen Messeeingangs abgerissen wird, fürchten die Caps, demnächst ohne Halle dazustehen.

Zwar erklärte Dohmeier, etwas Besseres als die jetzt vorgestellte Halle könne seinem Verein gar nicht passieren. Sollte die Deutschlandhalle jedoch umgebaut werden,würde das Team auf jeden Fall dort auflaufen. Ob die neue Halle dann noch interessant sei, müsse man erst einmal abwarten.

Die Politik zeigt sich unisono begeistert vom Vorstoß der Privatwirtschaft. Für die Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), Petra Reetz, steht fest: „Berlin braucht eine solche Halle.“ Und auch Michael Wehran, Sprecher von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU), sagt in beinahe den gleichen Worten: „Eindeutig fehlt in Berlin eine solche Halle.“ Man stehe „moralisch-politisch“ hinter dem Projekt. Über Auswirkungen auf die Zukunft der Deutschlandhalle wollten sich beide Sprecher nicht äußern, da sich das Konkurrenzprojekt noch im Stadium der Entwicklung befindet und Details noch nicht vorliegen.

Schon vor drei Jahren wollte der damalige Capitals-Präsident Axel Banghard über dem S-Bahnhof Olympiastadion ein ähnliche Halle errichten. Das Projekt wurde nach drei Monaten beerdigt. DIETMAR KAMMERER