„ich kann mich mit dieser vorspeise nicht abfinden!“, wildgruberte er von WIGLAF DROSTE
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Die Welt ist voller Köche, die ihren Beruf aus Menschenhass gewählt haben oder durch Geringschätzung ihrer Arbeit zu Menschenhassern wurden.

Grummelnd brüten sie in ihren Küchenverschlägen: „Euch werd ich’s zeigen! Ab fünf Uhr wird zurückgebrutzelt!“ Und wir müssen das dann essen.

Es gibt aber Schäbigeres als einen Koch, in dessen Wirken Unfähigkeit und Sadismus eine böse Würzmischung eingehen. Ganz elend wird man von einem, der es richtig gut kann, dem das aber nicht genügt, sondern der im Enddarm aufdringlicher, reicher Leute sein Zelt aufschlagen möchte.

Diese Gastronomie der neuen Mitte findet man beispielsweise im „Hackbarth’s“ in Oberhausen. Eine Art vollautomatischer Kellner surrt heran wie ein Luftkissenboot. „Menüs bitte nur tischweise“, sagt er. „Man kann da aber ein bisschen was tauschen – wenn Sie sich mit einer der Vorspeisen nicht abfinden können.“

Einmal, an einem besonders albernen Tag, möchte ich das mit Ulrich-Wildgruber-Stimme sagen: „Ich kann mich mit dieser Vorspeise nicht abfinden!“ Und dabei theatralisch die Arme gen Himmel recken. Oder, wenn ich dann eine Dame bin, in Ohnmacht fallen.

Sich mit Vorspeisen abfinden ist leicht. Schwieriger ist das mit sinnlos bedrucktem Papier. Was das Selbst-PR-Blatt Hackbarth’s Zeitung unter der Überschrift „Ein Kompliment an die Küche – Der Kanzler an einem Tag gleich zweimal im Hackbarth’s“ in die Welt setzte, soll hier wiedergegeben sein:

„Es war schon überraschend, als Bundeskanzler Gerhard Schröder eines schönen Spätnachmittages bei Hackbarth’s Restaurant anrief, um sich rechtzeitig für den Abend einen Tisch zu sichern. Schließlich hatte er dort schon am Mittag des gleichen Tages gespeist. Zusammen mit Ministerpräsident Wolfgang Clement. Die Ankündigung ihres prominenten Besuches sorgte für eine Menge Unruhe vor Hackbarth’s Pforten: Die Straße wurde gesperrt – überall Polizisten postiert. Zur Förderung der regen Betriebsamkeit des Küchenchefs riefen zirka dreißig Gäste an, um die VIPs höchstpersönlich ins Visier zu bekommen. Wenn auch nicht alle mit dem politischen Duo um die Wette schlemmen durften, so hatten doch Brauereichef und Ex-Tennisbund-Präsident Dr. Claus Stauder [Claus mit C] nebst Vertriebsleiter Ulrich Hannert die Gelegenheit zu einem interessanten vis à vis mit Schröder und Clement. Der Kanzler ließ die genüsslichen Momente mit Vitello tonnato, Senfrostbraten vom Schwarzfederhuhn, Frischkäsemousse auf Roter Grütze sowie dem ‚Geheimrat J‘, einem frischen Riesling-Wein, nicht gänzlich nach dem Motto ‚genießen und schweigen‘ vergehen. So freute er sich mit Stauder über die erfolgreiche Etablierung des Stauder-Bieres im Hackbarth’s und erinnerte den Brauereichef gleichzeitig an seine Pflichten als Tenniskontrahent.“

So richtet ein Koch sich selbst. Wer zum Schleim greift, soll durch den Schleim umkommen. Soll – wird aber nicht. Denn der Schleim regiert, er ist etabliert – so wie man erfolgreich ein Bier etablierte, im Oberhausener „Hackbarth’s“.