Vögel waschen

Eine zentrale Seevogel-Rettungsstation entsteht in St. Peter-Ording  ■ Von Heike Wells

In St. Peter Ording wird am Freitag eine neue Seevogel-Rettungsstation der Öffentlichkeit vorgestellt. Künftig sollen dort verölte Seevögel nach neuesten Erkenntnissen der Tiermedizin gewaschen und weiter behandelt werden. Der „International Fund For Animal Welfare“ (Internationaler Tierschutz-Fond, IFAW) stellt dafür nach eigenen Angaben 700.000 Mark aus Spenden zur Verfügung.

Unumstritten ist die Rettung verölter Seevögel jedoch nicht. Ökologen sehen die Gefahr, dass duch das Waschen des Gefieders die Leiden der Tiere eher verlängert werden und verweisen auf die langfristig geringen Überlebenschancen. Auch die Landesregierung bewertet den Sinn solcher Aktionen kritisch, sagt ein Sprecher des schleswig-holsteinischen Umweltminis-teriums. Rechtlich erlaube das Tierschutzgesetz jedoch jedem, Tiere kurzfristig aufzunehmen und zu pflegen. Nicht zuletzt aus den Vorkommnissen nach der „Pallas“-Havarie vor Amrum im Herbst 1998 habe man dann Lehren gezogen – damals seien Tiere bis nach Holland geschickt worden.

Eine „Tiergehegerichtlinie für verölte Vögel“ mache seit Anfang dieses Jahres genaue Vorgaben für einen professionellen und tiermedizinisch angemessenen Umgang mit den gefiederten Ölopfern. Zwei Einrichtungen im Lande – neben einer in Kappeln auch der Westküs-tenpark in St. Peter-Ording – hätten die Anerkennung nach diesen Kriterien beantragt.

Die Bedenken gegen ihr Engagement kennen die Tierschützer vom IFAW. Aber „Sterbehilfe“ für die leidenden Tiere könne nicht die Lösung sein, meint die Organisation. Das Waschen der Vögel sei vor allem deshalb umstritten, „weil zu viele Fehler gemacht wurden“, sagt Pressesprecher Ulrich Schnapauff.

Ob verölte Vögel gerettet werden können, sei denn auch in erster Linie eine Frage der Behandlungsmethoden, ist IFAW Deutschland-Direktor Markus Risch überzeugt. Ziel der eigenen Arbeit sei es, die Erforschung und Anwendung tiermedizinischer Methoden voranzutreiben, um so vielen Vögeln wie möglich das Leben zu retten .

Die neue Station wird den Informationen zufolge künftig zentrale Anlaufstelle für verölte Vögel an der Westküste sein – und das keinesfalls nur im Katastrophenfall. Allein in der Deutschen Bucht fallen nach Ministeriumsangaben jährlich 20.000 Seevögel der schleichenden Ölpest zum Opfer. Jeweils zwischen 75 und 300 davon wurden bisher in Schleswig-Hol-stein von einzelnen Menschen oder in Stationen behandelt.