Es fehlt die positive Boden-Haltung

■ Lehrpfad in den Harburger Bergen soll das vierte Element promoten: Denn das wird immer noch mit Füßen getreten

Der Boden ist ein Tausendsassa: Wir erzeugen damit unsere Nahrung, wir bauen darauf unsere Häuser, und wir entnehmen ihm Rohstoffe für unsere Fabriken. Trotzdem ist der Boden das Mauerblümchen unter den vier Elementen. Von der Öffentlichkeit werde seine Bedeutung und die Notwendigkeit, ihn zu schützen viel zu wenig wahrgenommen, meint Hans Volker Neidhart, der Vizepräsident des Bundesverbandes Boden. Gestern eröffnete er zusammen mit Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) einen Boden-Lehrpfad in den Harburger Bergen, mit dem sich das ändern soll.

An drei Stellen eines kleinen Tals im Eißendorfer Forst haben Mitarbeiter des Instituts für Bodenkunde der Uni Hamburg Gruben ausgeschachtet, an denen sich der Aufbau des Bodens begucken und befühlen lässt. Auf grün-grau-gelben Schautafeln kann jedeR nachlesen, was den Boden auszeichnet, wie er entstanden ist und wie er sich nutzen lässt.

Der Lehrpfad ist zum großen Teil die Diplomarbeit des Geographie-Studenten Andreas Petersen. Jetzt steht er in einer der Gruben und erklärt anhand von kaum sichtbaren Farbunterschieden der Grubenwand die verschiedenen Bodenhorizonte.

Er steht im Löss, einer dicken Schicht feinen Sandes, der sich während der jüngsten Eiszeit im Windschatten des Tälchens abgesetzt hatte. In gut einem halben Meter Tiefe wird die Farbe des Bodens ein klein wenig dunkler. In diese Schicht hat der Regen winzige Tonteilchen gespült. Tausendmal kleiner als Sandkörner machen sie diesen Bodenhorizont fest und klebrig, während der Boden weiter oben wie Streuselteig zwischen den Fingern von Petersen zerbröselt.

Der Löss speichert Unmengen von Wasser: Ein Kubikmeter kann 250 Liter Wasser am Versickern hindern, Sand dagegen bloß 75 Liter. Locker gelagert können ihn Wurzeln und Luft leicht durchdringen. Überdies enthält er viele Nährstoffe.

Allerdings nützt der beste Boden nichts, wenn er versiegelt, vergiftet, überdüngt oder durch Trecker so verdichtet wird, dass nur noch ein geringer Teil des Regens versickert. Allein in Hamburg wurden zwischen 1988 und 1996 jährlich im Schnitt knapp anderthalb Quadratkilometer Boden mit Straßen und Häusern zugebaut. Weltweit gehen jährlich 100.000 Quadratkilometer Ackerland durch Erosion verloren. Gernot Knödler