Wo nicht über Wind gejammert wird

■ Ab morgen wird Kiel wieder das Zentrum des Segelsports: Zur Kieler Woche haben sich im Olympia-Jahr 4500 Aktive angemeldet

Das größte Sommerfest im Norden Europas lockt die Segler auch im Olympia-Jahr nach Kiel. Zwar wird es diesmal auf der Förde keine neuen Rekordzahlen geben, dafür aber sind bei der 106. Auflage der Kieler Woche fast alle Spitzen-crews am Start. Wenn Bundespräsident Johannes Rau morgen auf dem Rathausmarkt die neuntägigen Wind- und Wasserspiele eröffnet, dann werden rund 4500 Aktive aus fast 50 Nationen um die prestigeträchtigen Titel kämpfen. Gleich 250 Sydney-Starter setzen auf der Ostsee die Segel.

„Alle werden die Karten bestimmt nicht aufdecken. Die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu betrachten“, warnt Hans Sendes, der Sportdirektor des Deutschen Segler-Verbandes. Der Spitzenfunktionär erwartet Großtaten besonders von den Aktiven aus der zweiten Reihe: „Die können zeigen, was sie drauf haben.“ Allerdings hat sich in der Vergangenheit die alte Segler-Weisheit immer wieder bestätigt: „Wer bei Olympia siegen will, muss in Kiel gewinnen können.“

Als 20 Teilnehmer am 23. Juli 1882 auf der Förde an den Start gingen, dachte kein Mensch daran, dass hier einmal die größte Segelveranstaltung der Welt über die Bühne gehen würde. Längst geht es nicht mehr nur um den Sport. Neben den Athleten kommen auch Politiker, Wissenschaftler und Kulturschaffende gerne. Während der Festtage platzt die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt aus allen Nähten. Fernseh- und Radiosender berichten live über das Spektakel.

„Die Kieler Woche ist das Fest einer ganzen Stadt. Das ist das Geheimnis des Erfolges“, verrät Oberbürgermeister Norbert Gansel. Drei Millionen Besucher kamen im Vorjahr. „Nirgendwo sonst haben wir die Chance, den Menschen unseren Sport so gut näher zu bringen, wie in Kiel“, sagt Segel-Idol Jochen Schümann. Und wenn die maritime Riesenparty am 25. Juni mit dem traditionellen Feuerwerk ausklingt, dann kann erstmals die ganze Welt via Internet live dabei sein.

Volker Gundrum