Cheesy Lebensstil

Inspiriert, inspirierend: Der Londoner DJ und Produzent Lee Jones alias Hefner im Basement der Kalkscheune

Lee Jones hat ein Problem. Es kommt vor, dass zwei Menschen über Hefner reden, übereinstimmen, lange nicht mehr so schöne Musik gehört zu haben, und sich doch gründlich missverstehen. Der eine ist Freund depressiven Post-Folks, der andere mag trickreichen Downbeat mit Soundtrackästhetik. Und beide lieben Hefner. „Es ist schon merkwürdig“, erzählt der 27-jährige Londoner am Telefon, „dass zwei Projekte, die verschiedener nicht sein könnten, auf den gleichen Namen hören. Als ich noch zur Filmhochschule ging und anfing, Musik für die Filme meiner Kommilitonen zu produzieren, habe ich sehr viele Pornofilmsoundtracks gehört. Meine Sachen klangen damals noch mehr nach cheesy lifestyle music, da lag die Playboy-Assoziation nahe. Erst viel später habe ich dann erfahren, dass es eine Band gibt, die genauso heißt. Und bis heute kann ich mir nicht erklären, wie die mit solcher Musik auf den Namen kommen konnte.“

Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: Die Produktionen des Lee Jones sind alles andere als cheesy lifestyle music, sie fordern höchste Konzentration. Dabei kokettiert er nicht, sondern ist schlicht bescheiden. Die Tatsache, dass Ausnahmeproduzenten wie Jazzanova und 4 Hero in Interviews erklären, wie inspirierend seine Platten seien, stürzt ihn in ernsthafte Verwirrung. „Ich kann es nicht fassen, wenn ich so was höre. Das sind Leute, die mich inspirieren. Ich höre mir ihre Platten an, um dahinterzukommen, wie es funktioniert, und jetzt soll ich noch Einfluss auf ihre Musik haben? Eigentlich völlig unglaublich.“ Und doch wieder nicht: Schon seine erste Hefner-EP auf dem kleinen Londoner Inertia-Label sorgte allerorts für Erstaunen. Selten bis nie hatte man einen Debütanten erlebt, der aus dem Nichts kommend mit einer derart ausgefeilten, unverwechselbaren Soundästhetik brillierte. Auch Talkin-Loud-Chef Gilles Peterson konnte nicht umhin, den No-Name auf einen Remix einzuladen. Ein Beitrag zum 4-Hero-Reinterpretations-Album sollte es sein. „Ich wusste, dass dies meine Chance ist, und begann fieberhaft an einem völlig mit Ideen überladenen Drum’n’Bass-artigen Remix zu arbeiten. 5 Tage bevor ich fertig sein musste, stürzte mein Computer ab. Alles war weg. Ich musste von vorne anfangen und hatte keine Zeit mehr, die komplizierten Beats zu rekonstruieren. Also entschied ich mich, einen einfachen Downbeat-Mix ohne viel Schnickschnack zu produzieren.“

Eine Notlösung, die in einschlägigen Kreisen gefeiert wurde, als hätte er die Kunst des Remixens neu erfunden. Anfang September wird nun sein lang erwartetes Debüt-Album erscheinen. Einen Vorgeschmack dürfte es heute Nacht im Kalkscheunen-Basement geben. Lee Jones, das erste Mal in Berlin, wird ein paar schöne Platten mitbringen, neue und alte, dies und das. Die Leute werden tanzen und ihren Spaß haben. Da ist der Bescheidene optimistisch: „Das wird bestimmt nett.“ CORNELIUS TITTEL

Modest Lounge, im Keller der Kalkscheune, heute ab 23 Uhr