Solarenergie mit Atomanschluss

Umweltsenator Peter Strieder (SPD) gibt Baustart für ein Prestigeobjekt: das Zentrum für Zukunftsenergien am Ostbahnhof. Dort wird ein Verein einziehen, in dem neben Alternativenergie-Verbänden auch die Atomwirtschaft vertreten ist

von GRIT FRÖHLICH

Erst schien es, als würde alles ins Wasser fallen. Doch dann lachte Umweltsenator Peter Strieder (SPD) nach strömendem Regen doch die Sonne, als er gestern den ersten Spatenstich für das Zentrum Zukunftsenergien / International Solar Center zelebrierte. Das Zentrum entsteht auf einem ehemaligen Industriegelände gegenüber dem Ostbahnhof, direkt am Ufer der Spree.

Das Prestigeobjekt, das Berlin auf den Weg zur Solarhauptstadt bringen soll, hatten CDU und SPD 1996 im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Es soll Standort für Unternehmen und Verbände werden, die regenerative Energietechnologien fördern und entwickeln.

Auch der gestrige „Spatenstich“ stand ganz im Zeichen von Zukunftsenergie. Strieder und Wirtschaftsstaatssekretär Volker Liepelt (CDU) versuchten, statt einen Spaten einen so genannten Energiepfahl in den Boden zu rammen – den ersten von rund 200 Pfählen, die durch ein inneres Rohrsystem Energie speichern. Mit ihrer Hilfe soll das Gebäude je nach Jahreszeit gekühlt oder gewärmt werden. Gestern aber blieb es bei einem symbolischen Versuch. Liepelt beherrschte den etwa vier Meter hohen Pfahl vom Kran aus nur mit Mühe – er kippte fast um.

Der geplante Gebäudekomplex soll denkmalgeschützte Bauten mit moderner Architektur verbinden. Kernstück wird ein Kommunikationszentrum, in dem ständige Ausstellungen rund um regenerative Energien gezeigt werden sollen. Bauherr und Investor ist die Hanseatic Property GmbH. Die Firma investiert insgesamt 105 Millionen Mark in das Projekt, 40 Millionen davon stammen aus öffentlichen Fördertöpfen der Europäischen Union, vom Bund und dem Land Berlin. Mit den öffentlichen Mitteln werden Büromieten für Unternehmen und Verbände im Zentrum subventioniert.

Das Zukunftsenergiezentrum sollte auch eines der dezentralen Projekte der Weltausstellung Expo 2000 werden. Doch der Baustart verzögerte sich durch Pleiten verschiedener Investoren und Probleme mit dem Denkmalschutz.

Gestört wurde die gestrige Veranstaltung nur von einem Boot, das vor dem Ufer auf und ab kreuzte. „Das Zentrum für Zukunftsenergien ist ein Zentrum der Atomwirtschaft!“, rief ein Mann mit Megafon den Anzugträgern am Ufer zu. Die Kritik bezog sich auf die Pläne der Hanseatica, das zur Zeit in Bonn sitzende Forum für Zukunftsenergien e.V. in die öffentlich geförderten Büroräume am Spreeufer zu holen. Mitglieder im Forum für Zukunftsenergien e.V. sind neben verschiedenen kleineren Verbänden für regenerative Energien auch das Deutsche Atomforum e.V. und die größten Betreiber von Atomkraftwerken in Deutschland wie RWE und die Bayernwerke. Der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Wolf Rasch, ist der Bruder des ehemaligen FDP-Senators und Geschäftsführers der Hanseatica Walter Rasch.