Machtkampf in der SPD

Parteivize Hermann Borghorst erklärt seine Kampfkandidatur gegen ParteichefPeter Strieder. Alle vier Ost-Kreischefs unterstützen den 52-jährigen Gewerkschafter

In der Berliner SPD kommt es zum offenen Machtkampf: SPD-Parteivize Hermann Borghorst hat gestern seine Kandidatur gegen Parteichef Peter Strieder erklärt. Der 52-jährige Gewerkschafter war in den letzten Tagen von Parteifreunden zur Kandidatur gegen den umstrittenen Parteichef gedrängt worden.

Am Nachmittag erklärte Borghorst in zwei lapidaren Sätzen: „Auf der Kreisdelegiertenversammlung des SPD-Kreises Schöneberg/Tempelhof gebe ich heute Abend meine Kandidatur für den Berliner SPD-Landesvorsitz bekannt. Ich werde auf der Versammlung eine weiter gehende Erklärung abgeben.“

Strieder wollte sich vor der Versammlung im Rathaus Schöneberg, bei der die Kreisdelegierten einen Kandidaten für das Amt nomieren wollten, nicht äußern. Am 15. Juli wählt der Landesparteitag eine neue Parteiführung. Borghorst werden innerparteilich gute Chancen eingeräumt, sich gegen Strieder durchzusetzen. Der 48-jährige Parteichef hat die Parteibasis wegen seines abgehobenen Führungsstils gegen sich aufgebracht. Innerparteilich ist er isoliert. Öffentlich unterstützt haben ihn bisher nur der frühere Spitzenkandidat Walter Momper, Parteivize Klaus-Uwe Benneter, Ex-Senatorin Annette Fugmann-Heesing, der Parteilinke Thomas Gaudszun und der Kreischef von Strieders Heimatbezirk Kreuzberg, Stefan Zackenfels. Fraktionschef Klaus Wowereit und Schulsenator Klaus Böger hielten sich bislang bedeckt.

Borghorst, der dem rechten Parteiflügel angehört, gilt als Integrationsfigur. Er genießt die Unterstützung mehrerer junger Kreischefs aus dem Westteil und erhielt gestern auch die Rückendeckung aller vier Kreisvorsitzenden aus dem Ostteil der Stadt. „Viele Berliner Genossinnen und Genossen fühlen sich mit ihren Gefühlen und Wünschen durch Peter Strieder als Landesvorsitzenden nicht vertreten“, heißt es in ihrer Erklärung. Borghorst habe sich stets für Ost-Interessen eingesetzt. „Er hat es wie kein anderer verstanden, mit seinem Pragmatismus, seiner Offenheit, seinem Fleiß und vor allem seiner Ehrlichkeit, flügelübergreifend akzeptiert und geachtet zu sein.“ Ob der dritte Kandidat, Stefan Grönebaum, nun den Rückzug antritt, blieb gestern unklar. WIN