kummerkasten
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Hyde Park in London. Mitten auf einer der weitläufigen Wiesen sitzt auf einem Stühlchen eine ältere Lady, liest in einem Minette-Walters-Krimi und nimmt ab und zu einen kräftigen Hieb aus einem voluminösen Flachmann. Der taz-Reporter kommt hurtig joggend des Weges, stutzt und bleibt stehen.

Good afternoon. Sind Sie nicht die Queen?

Darauf können Sie einen lassen.

Tee?

Sie belieben wohl zu scherzen. Das ist Scotch vom Feinsten. (setzt den Flachmann an) Wollen Sie auch mal?

Sure as hell. Schauen Sie sich heute eigentlich das Match an?

Ich gucke kein Cricket mehr, seit uns diese Wogs dauernd abledern.

Wer redet von Cricket? Ich meine Soccer. Die EM.

Gehen Sie mir damit weg. Ich denke noch mit Schrecken daran, wie ich vor vier Jahren diesen ganzen verdreckten Kerlen die Hand geben musste. Und dann dieser Angeber, der sich einbildete, Englisch zu können.

Matthäus?

Rubbish. Dieser Blonde. Klinsmän. Habe mir den Namen extra gemerkt, damit ich ihn von allen künftigen Einladungen in den Buckingham Palace streichen kann. Wer spielt denn?

England – Deutschland.

Gegen die Hunnen? Schon wieder? No way, das tu ich mir nicht mehr an.

Diesmal gewinnt England.

Da lachen ja die Hühner.

Doch, doch, die sind besser. Haben Ihnen Ihre Kinder das nicht erzählt?

Die erzählen mir nichts mehr, seit sie zwölf waren. Wann geht’s denn los?

Six-forty-five, Greenwich Mean Time.

Das triffft sich gut. Da bin ich sowieso bei Mummy auf ein Gurkensandwich. Der reinste Hooligan übrigens.

Die Queen Mum?

Gazza ist ein Waisenknabe dagegen. Kommen Sie doch auch.

Äh, danke, aber ich bin schon verabredet.

Feigling!

Interview: MATTI LIESKE

Fotohinweis:QUEEN ELIZABETH: „Der reinste Hool“ FOTO: AP