Angela Marquardt – eine Benzindiebin?

Wohl kaum. Trotzdem wird gegen die PDS-Bundestagsabgeordnete wegen einer nicht bezahlten Tankfüllung ermittelt

Ein Besuch ihrer Stamm-Tankstelle hat für die PDS-Bundestagsabgeordnete Angela Marquardt unangenehme Folgen. Nachdem sie am 7. Dezember 1999 an einer Elf-Tankstelle an der Prenzlauer Allee getankt, einige Kleinigkeiten gekauft und mit ihrer Kreditkarte bezahlt hatte, bekam sie jetzt Post von der Staatsanwaltschaft. Der Grund: Ermittlungen wegen Betrugsverdacht. Marquardt soll das Benzin nicht bezahlt haben. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) wurde informiert.

Genüsslich titelte die Bild am Wochenende: „Benzinklau!“ Außerdem nannte die Boulevardzeitung die farbenfrohe PDS-Abgeordnete in einem Atemzug mit PDS-Sprecher Hanno Harnisch, der im Suff einen Trabbi knackte, mit der Schweriner PDS-Fraktionschefin Caterina Muth, die Wimperntusche klaute und mit der PDS-Fraktionschefin im Magdeburger Landtag, Petra Sitte, die einen Kosmetikstift mitgehen ließ.

Doch bei Marquardt handelt es sich offensichtlich um ein dummes Missverständnis. Nachdem sie im Laden der Tankstelle für 6,30 Mark eingekauft hatte, unterschrieb sie den Abbuchungsbeleg – ohne auf den Betrag zu achten. „Mir fiel nicht auf, dass das Benzin nicht drauf war“, sagte sie gegenüber der taz. „Das ist meine Haus- und Hoftankstelle, dort begrüßt man mich fast mit Handschlag. Jemand, der so bekannt ist, wird doch nicht tanken und dann tschüs sagen“, so die 28-Jährige weiter. Doch als sie die Post der Staatsanwaltschaft erhielt, sei sie schon „etwas hektisch“ geworden. Sofort danach habe sie die 65 Mark für das Benzin bezahlt.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA