Tee mit Taubenfeder

■ Wie Captain Beafheart, nur anders: Ninewood aus San Francisco treten mit Buckethead und Snobclub am Freitag auf

Ganz ohne das branchenübliche Brimborium mit vorbereitenden Promotion-Gelagen, ohne Begleitung durch wichtig tuende, handy-bewaffnete, subalterne Management-Typen und ohne regulären Vertrieb für ihre Alben sind derzeit vier Leute aus San Francisco und Oakland in Europa unterwegs. „Ninewood“ haben diese Tour, wie schon ihre letztjährige Europareise, selbst von daheim aus gebucht.

Sie wissen, was sie tun. Sonst hätten sie wohl auch nicht ihre auf den ersten Blick unspektakuläre Musik gefunden. Wie eigen diese doch ist, lässt sich feststellen, schaut man, was sich die versammelte Journaille so aus den Fingern saugt. Alles, was zwei Bässe und keine Gitarre hat, wird herbeizitiert. Kommt dazu noch eine weibliche Stimme, wird es schwierig, da sind Ninewood dann fast die Einzigen, die beides haben.

„In letzter Zeit schreibt die Presse auch häufiger was von Captain Beefheart“, erzählt Angela Coon, Ninewood-Sängerin, einigermaßen ungläubig. Ist auch an den Haaren herbeigezogen. Zwar fühlt sich Angela durchaus vom genannten inspiriert, allerdings eher, wenn sie ihre bizarren Texte schreibt, in denen uniformierte Frauen beim Tee entspannen und eine Taubenfeder im Zucker landet, oder wenn sie über den Unterschied zwischen Gabel, Heugabel und Harke sinniert.

„Ich bin beim Schreiben ein Bilder-Freak. Bild und Rhythmus kommen vor dem Inhalt. An Captain Beefheart liebe ich vor allem seine erstaunlichen Bilder und Rhythmen“, sagt Angela. „Vielleicht sind die Minutemen die eine Band, die für uns alle gleich wichtig ist“, so die Sängerin. Deren „Jesus & Tequila“ war auf den letzten Shows häufiger zu hören, ebenso wie ein Song der nicht mehr exis-tenten Bay-Area-Legende „Fibulator“, die sich gleichfalls der Wertschätzung der Band erfreuen, zu der noch Bassistin Karen Roze und Schlagzeuger Matthias Kolehmainen gehören.

Im Handgepäck führen Ninewood die CD einer Band namens „Grndntnl Brnds“ mit sich, in der nicht nur eine der beiden Fibulator-Sängerinnen zu hören ist, sondern auch Dren MacDonald, bei dem wiederum die Fäden einer umtriebigen Szene zusammenlaufen, die hierzulande noch der Entdeckung harrt. Dren ist – mehr oder weniger – Vaccination Records, ein Label, das durch ebenso aufwendig wie liebevoll verpackte CDs besticht. Beide Ninewood-Alben, „New Can Of Ice“ und „American Saltlick“ (hier erhältlich über den Flight13-Mailorder), sind hier erschienen.

Viel Geld ist mit den Vaccination-Sounds zwischen Prog-Rock, Hardcore, Folk und Weltmusik aber offensichtlich nicht zu verdienen. Studiokosten müssen die Bands selbst bezahlen, und auch für Konzertreisen gibt es keine Zuschüsse von der Firma. „Wir haben vor unserer Abreise eine Versteigerung gemacht, um überhaupt die Tickets bezahlen zu können“, erzählt Angela. Einige Kostüme und allerlei Schnickes wie ein Video wurden einigermaßen erfolgreich unters Volk gebracht.

Nach vier Wochen nähert sich die Reise nun ihrem Ende, die sie sogar auf die Bühne eines Antwerpener Gefängnisses führte. Für die letzten Shows haben sie sich der Begleitung von Buckethead versichert, deren Bekanntschaft von ihrem letztjährigen Konzert in Hannover herrührt. Außerdem im Wehrschloss auf dem Programm: Der Party Diktator-, Saprize- und Buckethead-Ableger Snob Club, vermutlich zum ersten und zum letzten Mal auf einer Bühne zu sehen. Kein Witz!

Ach so, der Name Ninewood... hat der was mit Golf zu tun? Angela: „Ich bin die Tochter eines Profi-Golfers. Hört sich an wie der Titel eines schrecklichen Dokumentarfilms, nicht? Es ist wahr. Aber es fing eigentlich eher als Reminiszenz an eine Adresse an, außerdem mögen wir alle die Zahl 'Neun'. Aber es gibt so was wie ein Neunerholz, oder?“ Nee, aber es ist gut, dass es so was wie Ninewood gibt.

Andreas Schnell

Am Freitag ab 21 Uhr im Wehrschloss