Pausenclown und Lückenfüller?

betr.: „Hinlegen zum Rasieren“ (taz thema: Fahrrad), taz vom 17./ 18. 6. 00

[...] Wenn mich etwas ärgert, dann ist es, wenn AutorInnen sich zum Maß der Dinge machen.

Bei den vielleicht 200 Menschen, bei denen ich erste Meter auf einem Liegerad beobachtet habe, konnten genau zwei nicht innerhalb der ersten 30 Sekunden alleine fahren. Die anderen 198 kamen mit einem euphorischen Lächeln zurück und wollten eigentlich gar nicht wieder runter. Ja, sehr „ausgewogene Erkenntnisse nach einem Selbstversuch“.

Was ist mit dem „Sicherheitstool Kinderfahne“, das „zwingend erforderlich“ ist? Woher kommt das? Wieso Kinderfahne? Wieso zwingend? Es fahren vielleicht zehn Prozent der Liegeräder mit Fahne, deren Beitrag zur Sicherheit sehr umstritten ist.

Leider steht der Unterton dieses Beitrags in langer Tradition, Liegeräder als Pausenclown und Lückenfüller zu missbrauchen. Warum beschäftigt er sich nicht mit einer Betrachtung ihres Potenzials als Individualverkehrsmittel und Sportgerät? Was ist mit den im Verhältnis riesigen Verkaufszahlen in Holland? Die im Vergleich zum „normalen“ Rad größere Gesundheitsförderlichkeit, Ergonomie, Sicherheit, Aerodynamik, Reichweite und Geschwindigkeit – sie werden nur am Rande angerissen. Als Schlagworte dieses Artikels bleiben „lustig“, „teuer“, „schwierig zu fahren“ und „es gibt kaum welche“ im Gedächtnis zurück. Schade. [...]

KNUD JAHNKE, TIL SAUERWEIN, Hamburg

Herr Leidigkeit hätte besser durchschnittlich begabte Besucher bei einem HPV Festival (Cycle Vision in Holland oder WM in Gent) befragt , welche ihre Premiere auf einem Lieger unterbrechen (müssen, weil andere auch mal wollen), statt zum Selbstversuch zu greifen. Auch hätte er die Chance gehabt, neben den wichtigen subjektiven Eindrücken der Novizen Fakten zur Technik zu sammeln, die dem Artikel zu einem Informationsgehalt verholfen hätten. THOMAS RADTKE, Dortmund