Schluss mit Sparen!

■ Kulturinitiative Anstoß will Kulturetat aus Sanierungsprogramm lösen

Dass der jetzige Geschäftsführer nicht weiß, wie sein Vorgänger das Geld zum Fenster herausgeworfen hat, kann bei einem Musical-Unternehmen wie „Jekyll & Hyde“, wo die Schizophrenie zum Programm gehört, im Grunde nicht verwundern. Was hingegen wohl nicht nur die übrigen Bremer Kulturschaffenden verwundert ist die spontane Generosität, mit der der Bremer Senat einen Kredit von acht Millonen Mark bewilligt, um die Folgen des musicalinternen Missmanagements aufzufangen.

Nach der anfänglichen Sprachlosigkeit haben sich nun die Kulturinitiative Anstoß und der Kulturrat via Pressekonferenz zu Wort gemeldet und ihrem Unmut Luft gemacht. Zwei Lehren, so Anstoß-Mitbegründerin Katrin Rabus, ließen sich aus dem Musical-Deal ziehen: Nicht einmal populäre Event-Kultur könne so kostendeckend arbeiten, wie es die Betriebswirte so gerne hätten. Und: In Bremen fehle es nicht an Geld, sondern an dem Vertrauen der Politik in die Kulturschaffenden.

Wie sonst, so Rabus, sei es zu erklären, dass das Musical unterstützt werde und zeitgleich in der Kulturbehörde an Plänen gearbeitet wird, die einen massiven Abbau des Kulturangebots zur Folge haben werden. Denn im Kulturetat des nächsten Jahres klafft schon jetzt bereits wieder eine Deckungslücke von 2,5 Millionen Mark, in dem so manche Einrichtung auf Nimmerwiedersehen verschwinden wird. Spätestens Ende September soll die Streichliste publik gemacht werden. Bis dahin sollen die lange angekündigten und immer wieder abgesagten Kulturentwicklungsgespräche ausgesetzt werden, auf deren Basis die Kulturverwaltung und die Einrichtungen langfristige Strategien für die einzelnen Kultursparten austüfteln wollen.

Schon kurzfristig, so Brigitte Schulte-Hofkrüger vom Kulturrat, ließe sich aber manches verbessern. Die umstrittene städtische Controllingfirma kmb müsste als Unterabteilung in die Kulturverwaltung integriert und so der parlamentarischen Kontrolle unterworfen werden. Und der Kulturetat müsse aus dem Sanierungsprogramm des Senats ausgenommen werden, da dort schlicht nichts mehr zu holen sei. Fruchten werden diese Anregungen wohl wenig.

Und mit Blick auf die kmb ist neuer Ärger programmiert. Entgegen der Bekundungen von Kultursenator Schultes Sprecher Hartmut Spiesecke müssen nämlich nicht nur die kmb-Unterhaltskosten ab 2001 aus dem Kulturetat finanziert werden, sondern auch jene Kosten, die seit kmb-Gründung 1999 angefallen und bislang durch einen rückzahlbaren Kredit aus dem Finanzressort vorfinanziert worden sind. Auch das ist Geld, was den Einrichtungen im kommenden Jahr fehlen wird. zott