dokumentation
: Pascal von Stocki ist nicht länger verlobt

„Ich bin müde“

Am 7. Juni erwähnte die taz in einem Porträt auf der Berlin-Kultur, dass der 18-jährige Berliner Pianist und Dirigent Pascal von Stocki eine Verlobte hat: seine Mitschülerin Sonja Grunz. Inzwischen ist die Verlobung geplatzt. Sonja Grunz hat in der Redaktion angerufen und um Aktualisierung der Berichterstattung gebeten. Es folgt ein Protokoll der Ereignisse:

Silvester 1999: Verlobung zwischen Pascal von Stocki und Sonja Grunz.

8. Juni 2000: Sonia Grunz trifft sich am Nachmittag mit Pascal von Stocki. Alles scheint normal. Er will noch zu einem Friseur am Ku’damm.

11. Juni 2000: Die jährliche Theaterparty von Otfried Laur im Schiller Theater steht an. Sonja hat das ganze Wochenende nichts von Pascal gehört, dabei sehen sie sich sonst täglich. Sonja hinterlässt Nachrichten auf Pascals Handy-Mailbox und dem Anrufbeantworter. Pascal ist nicht erreichbar. Sonja bleibt zu Hause.

12. Juni 2000: Pascal hinterlässt eine SMS auf Sonjas Mailbox: „Ich liebe dich und vermisse dich.“ Sie sendet zurück: „Wo bist du?“

13. Juni 2000: Erstes Treffen nach vier Tagen. Sonja fragt: „Warst du schön treu?“ Pascal sagt: „Ja.“ Allerdings schreibe die Presse unwahre Sachen. Er solle etwas mit der Tochter einer Schauspielerin haben. Das sei erfunden. Pascal schwört bei dem Leben seiner Eltern.

Sonja kauft sich auf dem Nachhauseweg Bild und Berliner Zeitung. Dort steht über Pascal von Stocki: „Am Ku’damm traf ihn der Liebesblitz“. Beim Einkaufen vergangenen Donnerstag habe Pascal von Stocki die 16-jährige Janine Trautmann im Kaufhaus gesehen. Blitzliebe. Die Neue sagt: „Er hat mich sooo süß angelächelt.“ Sonntag erfolgte der erste gemeinsame Auftritt in der Öffentlichkeit: Das Fest im Schiller Theater. Die beiden seien händchenhaltend und knutschend im Foyer gestanden. Sonja Grunz bekommt einen Heulkrampf.

14. Juni 2000: In der Schule lachen die Mitschüler über Sonja. Sie fühlt sich gedemütigt. Alle wissen Bescheid. Sonia Grunz wendet sich an die Presse, trifft sich mit einer Reporterin der BZ. Sie bricht in Tränen aus. Pascal verabredet sich telefonisch für Donnerstag mit ihr.

16. Juni 2000: In der BZ erscheint Sonjas Standpunkt. Sie sagt: „Das Kapitel Pascal ist für mich beendet.“ Pascal mailt: „Na, alles klar?“ Sonja antwortet nicht.

17. Juni 2000: Pascal mailt: „Na, Süße? Ich bin für dich da.“

18. Juni 2000: Pascal meldet sich nicht. Sonja wartet. Sie findet die ganze Sache „so schmutzig“.

19. Juni 2000: Sonja fährt mit ihrer Schulklasse zur Expo nach Hannover. Pascal mailt ihr: „Ich habe Scheiße gebaut und meinen Traum verdrängt. Wie kann ich mir das ... ? Das ist der letzte Versuch, mit dir zu reden, Süße. Ansonsten viel Glück im Leben, dein Pascal.“ Abends macht er Telefonterror. Aber Sonja ist erschöpft, als sie gegen 22 Uhr von dem Klassenausflug nach Hause kommt. Immer wieder sagt sie Pascal: „Ich kann nicht, ich bin müde.“ Er mailt: „Träum was Süßes!“

20. Juni 2000: Sonja lässt sich zu einem Treffen am Donnerstag überreden. Sie wird Pascal dort ein klares „Nein“ zu jeglichen Avancen bezüglich einer Fortsetzung ihrer Beziehung sagen. Sie ist von Pascal menschlich enttäuscht: „Gerade er, der als Meisterpianist den Romantiker verkörpert! Dabei steckt sein Verstand in Wahrheit in der Hose!“ Sie findet: „Es gibt auch viel Bessere. Er ist nicht das, was ich immer gesucht habe.“ Am Nachmittag lernt Sonja für die Schule.

21. Juni 2000: Sonja schreibt eine Deutsch-Klausur.

22. Juni 2000: Es ist Donnerstag. Sonja schreibt eine Französisch-Klausur. Die Verlobung ist gelöst.

Dokumentation: KIRSTEN KÜPPERS