Zoff im LausitzerEntsorgungspark

BERLIN taz ■ Wenn eine mittelgroße Regionalzeitung innerhalb einer Woche zwei stellvertretende Chefredakteure und die langjährige Chefreporterin entsorgt, ist das selbst an harte Gangarten in der Provinz gewöhnte Journalisten zwei hochgezogene Augenbrauen wert: Die Lausitzer Rundschau hat am Montag letzter Woche Harald Daßler, seit April 1999 einer der drei stellvertretenden Chefredakteure des Blattes, vom Dienst suspendiert und ihm zum Jahresende gekündigt. Seine Frau Sandra, seit 1985 bei der Rundschau und derzeit Chefreporterin, durfte gleich mit.

„Auf eigenen Wunsch“, so versichert Rundschau-Chefredakteur Peter-Stefan Herbst, wechselte außerdem der dritte stellvertretende Chefredakteur, Rainer Wiese: Bisher in der Cottbuser Rundschau-Zentrale für Regional- und Lokalberichterstattung verantwortlich, wird Wiese „Chefkorrespondent für Brandenburg“ – mit Sitz in Potsdam.

Zur Begründung der Kündigung von Sandra Daßler habe es, so der Betriebsrat, lapidar geheißen, dass „der redaktionelle Stil von Frau Daßler nicht in die neue Struktur der Lausitzer Rundschau passt“. Auch die Trennung von Harald Daßler erfolgt aus „Tendenzgründen, also unterschiedlichen Auffassungen über die Ausrichtung der Zeitung“, sagt Chefredakteur Herbst.

Erika Pchalek, Vorsitzende des Rundschau-Betriebsrats, vermag bisher allerdings nichts von einer „neuen Struktur“ des Blattes zu erkennen. Eine Tendenz, berichten RedakteurInnen, sei aber tatsächlich auszumachen: Sandra Daßlers mehrfach mit Journalisten-Preisen ausgezeichnetes Engagement in sozialen Fragen sei der auf einen wirtschaftlich-liberalen Konsens bedachten Verlagsleitung schon länger unangenehm. Außerdem, so Pchalek, habe Daßler bis zuletzt in der Verhandlungskommission für einen neuen Haustarif bei der Rundschau mitgearbeitet: „Der Betriebsrat geht davon aus, dass die Kündigung von Frau Daßler im Zusammenhang mit ihrem Engagement für die sozialen Belange der Mitarbeiter steht.“ Über den neuen Haustarif sollte eigentlich heute abschließend mit der Verlagsleitung verhandelt werden. STEFFEN GRIMBERG