Atom-Konsens - ja bitte?

Nein

Nein

Die Gegner: Wenn die Grünen dem Konsenspapier zustimmen, verlieren sie den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit. Deshalb: Ablehnen und raus aus der Regierung!

Wenn sich die Grünen überhaupt noch auf ihre Ursprünge aus der Anti-AKW-Bewegung berufen wollen, müssen sie diesen Nonsens-Konsens ablehnen. Wenn Elektrizitäts-Bosse der CDU vermitteln, welche Vorteile diese Abmachung hat, dann sagt das alles. 20 Jahre nach Gründung der Partei ist nichts Überzeugendes mehr übrig geblieben. Die Kirche hat zu einem vergleichbaren Prozess des Identitätsverlustes durch Anpassung an die herrschenden Mächte bis zur Konstantinischen Wende immerhin 300 Jahre gebraucht.

Wolfgang Hertle , Quickborn

natürlich müssen die grünen raus aus der regierung, denn nur so haben auch sie einen anspruch auf den möllemann-effekt. das wäre endlich mal wieder unkonventionelle spontanität. außerdem auch noch verbunden mit einer rigorosen moralvorstellung, nur um mal zu zeigen, dass man sich auch luxus noch leisten kann. dann klappts auch wieder mit den wählern.

sven becker , o.a.

Logisch – mit unserer ehemaligen pechschwarzen CDU wäre der Ausstieg nicht einmal einen Gedanken wert, aber da unsere Regierungsfarben etwas bunter sind und ich sie wegen selbigem Thema gewählt habe, ist meine Enttäuschung besonders groß. Ich möchte nicht von Siemens und Stromversorgerbossen regiert werden, ich möchte Windräder, Dächer mit Solarzellen usw., und für Umweltfragen eine knallharte positive Politik.

Antje Baltaci , Heusenstamm

Was bei diesem „Konsens“ herausgekommen ist, ist kein Ausstieg. Es ist eigentlich sogar noch schlimmer als eine Bestandsgarantie. Die deutschen AKW sind ursprünglich für eine Laufzeit von 25 Jahren ausgelegt. Wenn sie nun durchschnittlich 32 Jahre lang laufen sollen, würde sich das Risiko potenzieren – vorausgesetzt, wir können nicht doch noch durch Castor-Blockaden und andere Aktionen einen Ausstieg in der Realität und nicht auf dem Papier erzwingen.

Klaus Schramm , Ettenheim

Raus aus der Regierung.

Manfred Grix , Wiesloch

Warum sollten sich die Grünen ausgerechnet in Münster ihrer so genannten Wurzeln, ihrer früheren Beschlüsse und ihres einstigen politischen Ansatzes erinnern? Münster wird kein Knackpunkt mehr sein – das grüne Projekt wurde längst gründlich vergeigt. Atomdissens? Wer schon einem deutschen Angriffskrieg vorgeblich koalitionserhaltend zugestimmt hat, der wird, mit den nunmehr üblichen „Bauchschmerzen“, auch diesen so genannten Atomkonsens der Basis verklickern. Der grüne Zug ist durch, alles andere ist linke Augenwischerei.

Olaf Meyer , Dresden

Nehmen wir an, Sie sind Besitzer eines Mercedes und haben unwahrscheinlich viel Geld. Um etwas gegen die Ozonbelastung der Luft zu unternehmen, verkaufen Sie den Mercedes. Dann geben Sie Ihr Geld all Ihren Freunden, mit der Auflage, es in teure Autos zu investieren. Und Sie selber fahren in Zukunft nur noch Taxi – selbst zum Zigarettenholen. Und genau so sieht – im übertragenen Sinne – der Atomkonsens aus.

Marko Schlichting , Dörverden

Dass der jetzt erzielte Konsensbeschluss von den Grünen überall als Erfolg verkauft wird, ist mir doch völlig unverständlich. Jürgen Trittin, der über Wochen und Monate bezüglich der Restlaufzeiten verkündet hat, er sehe keinen Anlass, etwas im Konsens zu vereinbaren, ist sich nicht zu schade, das Ergebnis nicht nur als tragbar, sondern sogar als Erfolg zu bewerten. Wenn diese Verhandlungspleite kein Rücktrittsgrund ist, was sonst?

Dedo v. Krosigk , Hannover

Es wird deutlich, dass bei allem Hickhack um Trittin oder Ströbele die andere Verhandlungsseite – die Herren von der Stromwirtschaft – ohne Namen und Gesicht bleiben dürfen. Dass diese Männer (und Frauen?) die wirklichen Entscheidungen treffen, dass sie nicht öffentlich benannt werden und natürlich auch die „Demokratie“ für sie nur Dekoration ist, lässt doch die ganze Wahlkämpferei absurd erscheinen.

Dagmar Hemke , Berlin

Wie haben die Grünen-Vormänner nach dem Koalitionsvertrag mit Schröder und zuletzt bei dem Atomparteitag in Karlsruhe als Löwen gebrüllt, um zuletzt ganz sanft als Bettvorleger zu des Kanzlers Füßen und derer der Atombosse zu sinken. Macht- und Postengeilheit, das heißt der Bauch, haben erneut über den Verstand, Wissen, Erfahrung (Harrisburg, Tschernobyl) und die letzten verbleibenden Grundpfeiler grüner Politik triumphiert.

Burkh. Kretschmann , Leimen

Die rot-grüne Regierung wird vom Sachverständigenrat für Umweltfragen ob ihrer Umweltpolitik kritisiert; die einzige Lehre aus dem Kosovokonflikt lautet: wie muss die Bundeswehr umstrukturiert werden, um der „internationalen Rolle“ gerecht zu werden, anstatt über Konfliktvermeidungsstrategien und präventives Handeln nachzudenken; und sie trägt nicht zuletzt einen Atomkonsens mit, der mit „Ausstieg“ nichts zu tun hat, sondern den reibungslosen Weiterbetrieb über einen unklaren Zeitraum garantiert.

Niels Chr. Taubert , Bielefeld