■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Mein Freund Änieng

Mit den Männerbünden hatte ich's ja erst letzte Woche, aber – tut mir echt Leid – die sind hartnäckig. Das Schöne daran ist ja, dass diese Zwischenmenschlichkeiten nicht nur in Bremen und umzu funktionieren, sondern auch darüber hinaus. Weit hinaus.

Sitze ich doch erst neulich abends bei den Genossen im neongefluteten Resopalambiente Neue Vahr, nuckele an meiner Cola, döse vor mich hin, und eigentlich ist alles ganz friedlich. Vorne steht Henning und erzählt was von Strom und Holland und Starksein und „Company“ und ich denk', au fein, wie polyglott. Und gerade, als es so richtig zur swb-Sache gehen soll, da geht auf einmal die Tür auf. Herein kommen vier Menschen, leise, hintereinander, wie die vier, nee, drei Könige früher zum Jesulein. Schleichen auch so an allen vorbei, weil ja Henning spricht. Hilft aber nix, alle und gucken. Weil, die waren nicht von hier, die hatten dunkle Haut. Und Henning sieht die und lacht und freut sich und hört gleich auf, sich zu entschuldigen, warum die Genossen nicht beim Stadtwerkedeal dabei sein durften. Ach ja, „Company“. „Company“ muss das Stichwort gewesen sein. „Jetzt werdet ihr mal richtig merken, wie das ist, wenn man sich mit einer internationalen Company verbindet und so einen Freund trifft“. Zieht die Augenbrauen hoch und nickt dem einen König, äh, Gast zu. Der kommt nach vorn. Das war Jean-Etienne Antoinette, Bürgermeister von Kourou in Französisch Guayana. Bei dem um die Ecke geht nämlich die Ariane hoch, und deshalb gibt es einen Städtebund, mit Henning und Jean-Etienne an der Vize-Spitze. „Mon ami Änieng“, sagt der Jean-Etienne, „mein Freund Änieng“, sagt der Übersetzer, fünfmal in 20 Minuten, und dann noch was von Stärke und Frohsein, dass mickrich Kourou ist Partner von groß Bremen und von schöne „ambiente socialis-te“ hier im Raum. „Oho Leute“, kräht Henning dazwischen, der sich ganz doll über seinen Freund freut und bei „mon ami Änieng“ immer sagt, „seht ihr, was ich für Freunde hab'“. Wir sind alle ganz baff. Toll. Schade, dass es danach wieder weitergehen muss mit der blöden swb und Holland. Und ich trink' noch eine Sinalco und denk an Cuba libre und Französisch Guarana und dass es bestimmt doof ist für die fremden Freunde, jetzt das ganze Gerede hören zu müssen, aber so ist das unter Freunden: mitgehangen ... Das war toll. Schon wieder ganz angetan von so viel Liebe und Taktik unter Männern verbleibt

Eure Rosi Roland