Nachgefragt
: „Drei bis fünf Jahre“

■ Wird lizenzfreie Software teure Computer-Markennamen verdrängen?

Soll die Verwaltung darüber nachdenken, von teurer Microsoft-Software auf „Open Source Software“ wie „Linux“ umzusteigen, weil sie nichts kostet? Die Frage aufgeworfen hat letzte Woche die Grüne Anja Stahmann. Die taz fragte den Bremer Linux-Experten Peter Ganten, ob der Vorschlag Sinn macht. Ganten (31) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bremen und schreibt an seiner Dissertation zum Thema Reizverarbeitung im Schlaf. Sein Buch: „Debian GNU/Linux: Grundlagen, Installation, Administration und Anwendung“ ist soeben erschienen.

taz: Ist es eine realistische Forderung, dass größere Einheiten in Zukunft auf „Open Source Software“ umsteigen sollen?

Peter Ganten: Ja. Der Trend geht dahin, und es ist durchaus vorstellbar, dass in drei bis fünf Jahren auf den meisten Arbeitsplätzen Linux laufen wird. Man muss unterscheiden: Im Server-Bereich lässt sich das problemlos machen, ist einfacher zu bedienen und kostengünstiger. Im Desk-Top Bereich, wo die Endnutzer sitzen, hat man allerdings das Problem, dass man unter Umständen andere Programme einsetzen muss. Da kann es nötig werden, die Nutzer nachzuschulen, und das kostet. Man könnte heute durchaus damit anfangen, Stück für Stück umzusteigen.

Ist Linux für Windows-Nutzer sehr ungewohnt?

Nein. Die zwei Oberflächen, die heute für Linux existieren (“KDE“ und „Gnome“) sind im Prinzip genauso einfach zu bedienen wie etwa Windows oder Macintosh-Oberflächen.

Welche Firmen denn sind bereits auf Linux umgestiegen?

Die taz zum Beispiel oder der Autovermieter Sixt. Die großen Softwarehäuser unterstützen inzwischen alle – mit Ausnahme von Microsoft – Linux: IBM, Hewlet Packard oder Sun. Das ging vor zwei Jahren mit den Datenbankherstellern los – Oracle waren die ersten, SAP und andere zogen nach.

Was macht Ihnen denn so Spaß an Linux, dass Sie darüber ein Buch schreiben?

Das Spannende ist: Die Software ist frei und ich kann damit im Prinzip alles machen, weil der „Quellcode“ kein Geheimnis ist. Das System kann 100-prozentig so angepasst werden, wie ich es haben möchte. Wenn ich Probleme finde, kann ich sie selber lösen und bin nicht auf irgendeinen Hersteller angewiesen. Außerdem muss ich mir keine Sorgen machen, dass Funktionen eingebaut sind, mit denen Daten an den Hersteller übertragen werden können.

Ist die Entscheidung eine ideologische, ob Open Source Software benutzt wird?

Es gibt Menschen, die würden niemals komerzielle Software auf ihren Rechnern einsetzen. Andere sagen: Linux ist technisch einfach besser. Beides hat seine Berechtigung. Ohne das Internet wäre Linux wohl nicht entstanden: Erst so hat man die Infrastruktur, mit der weltweit Entwickler an dem Programm arbeiten können und ihre Ergebnisse in einem offenen Prozess austauschen.

Fragen: Christoph Dowe

Infos: http://linux.inbremen.de