berlin ist spitze
: Erst Renate, dann Jürgen?

Ist diese Stadt nicht wunderbar? Nie langweilig! Immer pendelt sie zwischen Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn. Und nachdem man zum 100. Mal festgestellt hat, wie provinziell die Hauptstadt eigentlich ist, folgt danach sicher und übergangslos die Erkenntnis: Deutschland braucht Berlin.

Und zwar besonders an diesem Wochenende: Renate Künast, bündnisgrüne Fraktionschefin im Abgeordnetenhaus und schon bundesweit bekannte Fleischwerdung der Berliner Schnauze, und Jürgen Röber, doch irgendwie halbwegs erfolgreicher Hertha-Trainer, unser Mädel und unser Bub also, sie sind berufen zu Höherem: An die Grünenspitze soll sie, Bundestrainer soll er werden.

Der verkniffene Herr Röber Bundestrainer? Na ja, auf diese Idee kam bisher erst einer. Aber was für einer: DER KAISER! Franz Beckenbauer meinte, Röber besitze „das Zeug dafür“. Wie dem auch sei: Berlin jubelt! Uns Jürgen für Deutschland! Eine gute Wahl.

Schade bloß, dass DER KAISER hinterherkickte: „So schwer ist es nicht, Bundestrainer zu sein.“ Peinlich auch, dass Hertha-Manager Dieter Hoeneß die Idee als bloßen Schwachsinn abqualifiziert und sein Pressesprecher gar meint, das Ganze sei so lächerlich, dass es gar keiner ernsthaften Erörterung bedürfe. O ihr Geister der Provinzialität, wie lange peinigt ihr uns noch!?

Deshalb: Schluss mit dem Gemaule! Heraus ihr Hoffnungsträger aus der Hauptstadt! Vergesst, dass euer „Regierender“ Eberhard Diepgen bei der Diskussion um den CDU-Parteivorsitz während der Kohl-Kiep-Spendenaffäre nur dritte Wahl war. Egal! Peter Radunski, du Chefplaner zahlreicher Kohl-Siegeszüge, übernimm die Neuorganisation des DFB! Volker Hassemer, du Erfinder der „Baustelle Berlin“, bau all überall Fußball-Gymnasien auf! Und du, Pixel-Park-Gründer Paulus Neef, führe du den deutschen Fußball an die Börse – denn in dieser Aktie ist noch viel Fantasie. Schlimmer kann es schließlich nicht werden. Doch vor allem, ihr Fußballvölker der Welt, schaut auf diese Stadt, nicht erst 2006 zur WM!

PHILIPP GESSLER