Airbus: Großer Vogel

Nun offiziell: Der Riesenflieger A3XX wird gebaut, zum Teil in Hamburg. Und die neue Europa-Luftfahrt-AG geht pünktlich an die Börse

aus HamburgSVEN-MICHAEL VEIT

Das größte Passagierflugzeug der Welt wird gebaut. Der europäische Luft- und Raumfahrtgigant EADS gab gestern früh in Paris den Produktionsstart des Riesen-Airbus A3XX bekannt. Zugleich gab sie den Zeichnungsbeginn für EADS-Aktien bekannt. Börsenstart soll am 10. Juli in Frankfurt, Madrid und Paris sein, mit einem Volumen von mehr als 3,5 Milliarden Euro eine der größten Aktienemissionen Europas seit Jahren.

EADS, eine Neugründung von DaimlerChrysler, Aérospatiale Matra (Frankreich) und Casa (Spanien) hält 80 Prozent an der ebenfalls neuen Airbus Integrated Company, Juniorpartner bleibt die britische BAE Systems. Die EADS ist weltweit die Nummer drei der Branche hinter Boeing und Lockheed-Martin.

Mit dem A3XX will Airbus jetzt die Marktführerschaft bei den Großraumflugzeugen übernehmen und die Vorherrschaft des Boeing-Jumbos 747 brechen. Airbus schätzt die Nachfrage auf mehr als 1.200 dieser Flugzeuge bis zum Jahr 2018. Mit Investitionskosten von ca. 24 Milliarden Dollar gilt der vierstrahlige Riesen-Jet technisch und finanziell als das gewaltigste Projekt in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Das weltweit erste komplett doppelstöckige Flugzeug soll 555 bis 656 Passagieren – je nach Version – Annehmlichkeiten wie Bar, Casino oder Friseursalon bieten. Der Stückpreis wird zwischen 213 und 246 Millionen Dollar betragen, die Betriebskosten pro Sitz sollen um 17 Prozent unter denen des Boeing-Jumbos 747 liegen.

Nach Angaben der gemeinsamen EADS-Vorstandschefs Rainer Hertrich und Philippe Camus hätten bislang acht Airlines Kaufinteresse für 59 Maschinen signalisiert. Durch den gestrigen Beschluss zum Verkaufstart und zum Bau des A3XX erwarten sie kurzfristig „viele“ Festbestellungen. Das Erreichen der Gewinnzone gab Hertrich mit „unter 250“ Verkäufen an, ohne sich auf einen Zeitraum festlegen zu wollen. Das erste Flugzeug solle in fünf Jahren ausgeliefert werden.

Gelöst scheint auch die politisch sensible Frage, wo die Arbeitsplätze entstehen. Die Endmontage des A3XX werde im südfranzösischen Toulouse erfolgen, „die Innenausstattung und die kundenspezifische Einrichtung wird in Hamburg vorgenommen werden“. Zugleich übernimmt das Airbus-Werk in der Hansestadt „schrittweise“ die Herstellung des Mittelstreckenjets A320 von Toulouse. Dies sei „ein ausgewogener Kompromiss“ zwischen den beiden Montagezentren, erklärte Airbus-Chef Noel Forgeard. Insgesamt entfalle auf Deutschland ein Arbeitsanteil von 36 Prozent am A3XX-Programm, allein in Hamburg könnten 2.000 neue Arbeitsplätze im Flugzeugwerk sowie 2.000 weitere indirekte Jobs bei Zulieferern entstehen.