„Gesungen, gesoffen, gelacht“

Wie sich die deutsche Nationalmannschaft mal von ihrer sympathischen Seite zeigte

Jutta Ditfurth sollte dieser Mannschaft für ihre Verdienste eine Ehrennadel in Blech verleihen

„Deutschland schämt sich für euch!“, drückte Bild nach dem Ausscheiden der deutschen Kicker gegen die B-Elf der Portugiesen mächtig auf die Tube, und mit fetten Ausrufezeichen haute Bild in die nationale Kerbe: „Ihr seid die Schande!“ Nie wieder wünsche man einen von diesen Versagern zu sehen. Die letzte Fußballinstanz hatte den „müden Kickern“ ausnahmslos die Note 6 erteilt, die B.Z. toppte das Ergebnis mit der Note 7. Am liebsten hätte Bild alle in die Wüste geschickt, in ein Arbeitslager! Oder standrechtlich erschossen! Zack! Peng! Oder den „Sauhaufen“ mit einem Ausrufezeichen totgeschlagen! Jawoll! „Da saufen sie, die traurigen Brüder“, titelte die B.Z. und empfahl, die folgenden Zeilen zweimal zu lesen, „um es zu glauben“: „Die Mannschaft ... saß in der Nacht der Blamage auf der Hotelterrasse und sang das Lied des Hohns. Besoffen klang es durch Vaalsbroek: ‚Steht auf, wenn ihr für Deutschland seid, hahaha‘ ... Die Spieler lachten sich dabei halbtot.“ Von Sepp Maier überliefert die B.Z. die Worte: „Die haben doch überhaupt keinen Stolz mehr.“ Und schließlich: „Gesungen, gesoffen, gelacht, sogar Fans sollen bepöbelt worden sein ...“ Die hatten sich vor das Hotel gestellt und ein Transparent hochgehalten: „Wir sind Deutsche und ihr nicht.“ Die FAZ maulte hinterher: „Ende einer peinlichen Dienstreise.“ Und Schröder moserte neidisch: „Unsere jungen Leute sind zu satt“, weil Doris ihm die Fritten verboten hatte.

Doch, doch, das alles hört sich sehr überzeugend an, und es wird höchste Zeit, dass für diese Mannschaft mal jemand Partei ergreift, obwohl sich für die meisten Spieler keine sonderliche Sympathie aufbringen lässt, weder für „Hasso“ Kahn, bei dem man immer hofft, er würde sich selbst aufessen, noch für den Zoni mit der verwachsenen Kinnlade. Aber man muss zugestehen, dass es nur selten jemandem gelungen ist, die deutsche Volksseele so zum Kochen zu bringen. Der Wunschtraum eines jeden aufrechten Linken und Vaterlandsverächters, die Nationalelf hat ihn wahr werden lassen. Die „Arbeitsverweigerung“, ein immer noch wirksames Kampfmittel gegen den Kapitalismus, die Nationalelf hat sie praktiziert. Sie hat die Deutschen in tiefe Depressionen gestürzt, sie hat sich über die Nationalhymne schlapp gelacht, und sie hat, während das Volk Tränen der Trauer vergoss, einen draufgemacht und die Niederlage mit alkoholischen Getränken begossen. Wer hätte das „unseren Jungs“ denn zugetraut, dass sie, statt Asche über ihr Haupt zu streuen und in Sackgewändern zu gehen, wie es das Reglement von Bild, B.Z. und FAZ verlangt, sich einen hinter die Binde kippt? Nein, auf diese Elf muss eine Lobeshymne gesungen werden, und wenn die vereinten antinationalen Kräfte überhaupt noch zu etwas nütze sind, dann sollte Jutta Ditfurth dieser Mannschaft eine Ehrennadel in Blech verleihen für ihre besonderen Verdienste um den nachhaltigen Schaden, den sie der deutschen Nation zugefügt hat.

Damit alles so bleibt, hier noch ein kleiner bescheidener Vorschlag zur Trainerfrage. Der Zombie aus Leverkusen ist zwar nicht schlecht, um auch wirklich allen gut gelaunten Leuten die Lust am Fußballspielen abzugewöhnen, aber besser noch wäre Wauwau Breitner gewesen, der sich höchstpersönlich in die Waden der Spieler verbissen hätte. Der deutsche Fußball würde dann auf lange Sicht abgemeldet. Es würde sich endlich buddhistische Ruhe über das geplagte Land ausbreiten, in dem nur noch leise das neidische Zähneknirschen von Bild zu vernehmen wäre, und die Ehrgeizlinge schickte man auf den Rasen, wo sie in Erinnerung an alte Zeiten Gras fressen dürften.

KLAUS BITTERMANN