IRA zeigt ihre Rüstung

Internationale Inspekteure durften an einem geheimen Ort geheime Lager mit geheimen Waffen angucken. Das gilt für Nordirland als großer Fortschritt

DUBLIN taz ■ Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat ihre Waffenlager geöffnet. In den vergangenen Tagen inspizierte ein internationales Gremium unter Leitung des früheren finnischen Premierministers Martti Ahtisaari und des ehemaligen Generalsekretärs des südafrikanischen ANC, Cyril Ramaphosa, mehrere Waffenverstecke.

Die beiden Politiker gaben gestern bekannt, dass sie die Waffenlager von nun an regelmäßig untersuchen werden. Sie seien sicher, dass die Waffen ohne ihr Wissen weder benutzt noch weggeschafft werden können. Die Verstecke befanden sich vermutlich in Irland, doch das wollten Ramaphosa und Ahtisaari nicht bestätigen. Ebensowenig gaben sie Informationen über die Zahl der Waffenlager oder die Art die Waffen.

In einer Presseerklärung der IRA hieß es gestern früh: „Diese Initiative stellt erneut unseren Willen unter Beweis, für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu arbeiten.“ Die IRA hatte im Mai überraschend eingewilligt, einen Teil ihrer Waffenlager inspizieren zu lassen. Daraufhin setzte London die nordirische Regionalregierung wieder ein. Sie war im Februar nach nur drei Monaten Amtszeit suspendiert worden, weil die Unionisten die IRA-Abrüstung zur Bedingung gemacht hatten, damit Sinn Féin in der Mehrparteienregierung bleiben dürfe. Das hatte die IRA abgelehnt, nach der Amtsenthebung der Regierung brach sie jeglichen Kontakt mit der Abrüstungskommission des kanadischen Generals John de Chastelain ab. Dieser Kontakt, so erklärte die IRA gestern, werde nun wieder aufgenommen.

Die Regierungen in London und Dublin begrüßten die IRA-Erklärung. Der britische Premierminister Tony Blair sagte, es sei „eine vertrauensbildende Maßnahme von großer Bedeutung“. Nur der radikale Protestantenpfarrer Ian Paisley tat die IRA-Initiative als „Trick“ ab.

Viel hängt für Nordirland von den Ereignissen der nächsten Wochen ab. Bei den Protestanten hat die Saison der Gedenkmärsche für Siege in vergangenen Schlachten begonnen, bis zum Herbst finden in der Krisenprovinz mehr als 3.000 statt. Wo die Paraden durch katholische Viertel führen, kommt es seit Jahren zu Zusammenstößen. Die zuständige Regierungskommission will in dieser Woche entscheiden, welche Paraden verboten werden. RALF SOTSCHECK