Möllemann wird eingebunden

FDP-Chef Gerhardt bemüht sich, ein einträchtiges Bild seiner Partei zu zeichnen.Nun wird NRW-Chef Möllemann in einer Arbeitsgruppe der Bundespartei mitmischen

BERLIN taz ■ Nein, beteuert Wolfgang Gerhardt immer wieder, es habe kein Geheimtreffen gegeben, um Jürgen Möllemanns Einfluss zu begrenzen.

Und von „Kaltstellen“, wie es eine Zeitung geschrieben hatte, könne schon gar keine Rede sein. Der FDP-Vorsitzende hat an diesem Montagmorgen in Berlin Mühe, die Journalisten zu überzeugen, dass bei der Zusammenkunft zwischen dem FDP-Ehrenvorsitzenden Otto Graf Lambsdorff, Generalsekretär Guido Westerwelle und ihm in der vergangenen Woche der NRW-Landeschef kein Thema gewesen sei.

Doch die Antworten Gerhardts wirken ungeschickt und provozieren die Journalisten des Öfteren zu Gelächter. Es habe keinen Bedarf gegeben, Möllemann einzuladen, weil „ es keinen Bedarf gab, über ihn herzufallen“. Natürlich sei über die Perspektive der FDP bei dem Dreiertreffen gesprochen worden. Aber man könne sich „doch zu einer Lagebewertung treffen, ohne über jemanden herzufallen“. Dass es auf der Präsidiumssitzung am Tag nach der Meldung über das angebliche Geheimtreffen „kontrovers“ zugegangen sei, das immerhin räumt Gerhardt ein. Er und Möllemann seien eben unterschiedliche „Persönlichkeitstypen“. Und das, sagt Gerhardt, habe man sich im Präsidium gegenseitig nochmals „bestätigt“.

Zu dem Bild des Gegensatzpaares passt, dass das Präsidium kurz zuvor beschlossen hat, eine Arbeitsgruppe einzurichten, in der Westerwelle und Möllemann sowie Vertreter von vier Landesverbänden sitzen sollen, in denen in nächster Zeit Wahlkämpfe anstehen. Die Arbeitsgruppe solle Konzepte für Wahlkämpfe erarbeiten. Westerwelle, der Gruppenvorsitzende, werde dem Präsidium regelmäßig Bericht erstatten. Und Gerhardt macht klar, dass das Gremium am Ende über die Tauglichkeit der Konzepte entscheiden wird. Wer Gerhardt zuhört, kann nur schwer überhören, dass die FDP ein Führungsproblem hat. „Zu dritt schaffen wir das“, betont der FDP-Chef, um wenig später seine Bemerkung mit dem Satz einzuschränken, es könne „nur einen Vorsitzenden geben“.

Wo die FDP auf Stimmenfang gehen soll, das war auch Thema der Präsidiumssitzung. Details wollen weder Gerhardt noch wenig später Möllemann nennen. Was aber dem NRW-Chef vorschwebt, hat sein Freund Wolfgang Kubicki, Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein, am Montagmorgen über den Rundfunk verlauten lassen: Die politischen Themen der Grünen hätten sich „erledigt“, nun gehe es für die Liberalen darum, Union und FDP Stimmen abzunehmen. Bei Gerhardt klingt das wenige Stunden später anders: Alle seien Konkurrenten, und im Übrigen nehme er die Ergebnisse des Grünen-Parteitags von Münster und deren neues Führungspersonal „ernst“. Das „Denkmilieu“ der Grünen sei „geradezu geeignet, die freiheitliche Alternative zu profilieren“. SEVERIN WEILAND

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