Eltern prügeln

■ Klaps oder Schläge: Die meisten Hamburger Kinder kennen Gewalt

Mehr als ein Viertel der Hamburger Eltern schlagen ihre Kinder. Das ergab eine repräsentative Umfrage unter Hamburgs Neuntklässlern. Professor Wulf Rauer, Vorsitzender des Landesverbands Hamburg des Kinderschutzbundes, präsentierte gestern im Kinderschutzzentrum Hamburg die Ergebnisse. Demnach seien rund 66 Prozent der befragten SchülerInnen schon einmal Opfer von elterlicher Erziehungsgewalt geworden. 27 Prozent von ihnen seien sogar häufig oder mit Gegenständen geschlagen worden, die anderen müssten „hin und wieder“ einen Klaps oder eine Ohrfeige einstecken.

Die Studie erfasst allerdings nur körperliche Gewalt. Seelische Grausamkeiten oder sexueller Missbrauch werden nicht berücksichtigt. Die kommen laut Rauer am häufigsten innerhalb der eigenen Familie vor. Gründe seien häufig Probleme, beispielsweise eine unsichere finanzielle Situation oder eigene Gewalterfahrung der Eltern.

„Kinder haben aber ein Recht auf gewaltfreie Erziehung“, sagte Rauer. Und dabei helfe das Kinderschutzzentrum, das in diesen Tagen zehn Jahre alt wird und sich um Entlastung und psychische Versorgung von Kindern bemüht, die Opfer von Gewalt geworden sind. Das Zentrum hilft aber auch Erwachsenen, die Kinder geschlagen oder gequält haben oder befürchten, es könnte dazu kommen, so die Leiterin Cordula Stucke. Ziel sei, das Thema Gewalt in der Familie zu enttabuisieren. Betroffene Kinder, ihre Eltern, aber auch Nachbarn, Verwandte oder Erzieher können die Probleme im Kinderschutz-zentrum besprechen. Es bietet vertrauliche Beratung, kostenlose Therapien für Gruppen und Einzelpersonen. Eltern, so Stucke, haben einen Rechtsanspruch auf Unterstützung bei der Erziehung. sus