Neuer Oberlehrer nominiert

Der Schulleiter des Max-Taut-Oberstufenzentrums in Lichtenberg, Ludger Pieper, wird neuer Leiter des umstrittenen Landesschulamtes. Der 51-Jährige gilt in Fachkreisen als innovativ und kompetent

von JULIA NAUMANN

Das Landesschulamt hat einen neuen Chef: Der 51-jährige Ludger Pieper wird ab 1. Juli den Posten der Mammut-Behörde, die alle Schulen und LehrerInnen beaufsichtigt, übernehmen. Wie die taz aus der Schulverwaltung erfuhr, hat die Personalkommission des Senats gestern beschlossen, den Schulleiter des Max-Taut-Oberstufenzentrums in Lichtenberg für diese Aufgabe zu nominieren. Offiziell soll die Entscheidung in der nächsten Woche bekannt gegeben werden.

Mit Pieper scheint Schulsenator Klaus Böger (SPD) ein guter Wurf gelungen zu sein: Pieper gilt als Führungskraft mit hohen inhaltlichen und organisatorischen Fähigkeiten. Er hat sich gegen zwei andere Bewerber, dem Direktor des Paulsen-Gymnasiums in Steglitz, Jobst Werner, sowie der Charlottenburger Schulrätin Gunhild Schafer-Dohrmann, in einem langwierigen Verfahren durchgesetzt.

Nach der Wende war Pieper Schulaufsichtsbeamter, 1996/ 1997 pädagogischer Referent bei der damaligen Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD). Das SPD-Mitglied verfügt über präzise Verwaltungskenntnisse, „ohne im eigenen Saft zu schmoren“, wie es ein Vertrauter ausdrückt.

Sogar seine potenziellen Kontrahenten stellen ihm ein gutes Zeugnis aus. Rosi Seggelke, stellvertretende Vorsitzende der GEW und Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der Lehrer, hat mit Pieper damals mehrere Male verhandelt. „Er war sehr kompetent, angenehm im Verhandlungstil und zuverlässig“, erinnert sie sich.

Fachlich kann Pieper einiges vorweisen: Als erste Berufsschule hat die Max-Taut-Schule ein TÜV-Zertifikat bekommen. Die Schule hat an einem EU-weiten Modellversuch teilgenommen, in dem es um Qualitätsmanagement ging. Für Pieper ist Schule eine Dienstleistung, bei der es „zufriedene Kunden“, also Schüler, geben müsse. Schulleiter und Lehrer haben dreieinhalb Jahre lang Handlungsvorschriften erstellt – die Ermittlung des Personalbedarfs, die Planung des Schulhalbjahres und die Neuaufnahme von Schülern.

Für sein neues Amt braucht Pieper Nervenstärke, das Landesschulamt gilt intern als „vermintes Terrain“, das kaum steuerbar ist. 1995 hatte der damalige CDU-Schulsenator Jürgen Klemann die neue Behörde eingerichtet. Vorher waren die Bezirke für Neueinstellungen zuständig. Die zentrale Verwaltung in der Beuthstraße verwaltet heute 43.000 Menschen, beherbergt unter anderem die Schulaufsicht, die Lehrerausbildung und den Schulpsychologischen Dienst. Im Blick auf eine mögliche Fusion Berlin-Brandenburg hoffte die Schulverwaltung damals, dass Umsetzungen und Einstellungen wesentlich schneller gehandhabt werden könnten.

Doch das hat sich nicht erfüllt. Zwischen Bezirken, Schulen und der großen Behörde herrscht Kompetenzgerangel. Das Landesschulamt ist personell schlecht ausgestattet und war in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik, weil der Unterrichtsausfall nur wenig gemildert werden konnte.

Piepers Vorgänger, Wilfried Seiring und Horst Schimmang, waren eher blasse Kandidaten. Schimmang, der als absoluter Bürokrat galt, ging nach den Wahlen im vergangenen Oktober als SPD-Schulstadtrat nach Neukölln. Seitdem wurde der Posten kommissarisch verwaltet.