DIE KNAPPE NIEDERLAGE DER OPPOSITION IN SIMBABWE IST EINE CHANCE
: Die Ära Mugabe ist vorbei

Das Wahlergebnis in Simbabwe hätte kaum knapper ausfallen können. Nur mit 62 zu 57 Abgeordneten konnte sich die langjährige Regierungspartei Zanu-PF behaupten – gegen eine Oppositionsbewegung, die sich erst vor wenigen Monaten konstituiert hat. Für die abgewirtschaftete und korrupte Staatspartei ist das ein Pyrrhussieg, und nur aufgrund der undemokratischen Verfassung wird sie noch eine starke Mehrheit im Parlament haben.

Die Demokratie in Simbabwe ist durch dieses Ergebnis enorm gestärkt – auch wenn die Beobachter entscheiden sollten, dass die Wahl nicht frei und fair ablief. Denn in jedem Fall ist die lange Zeit statische Gesellschaft aufgewacht. In den großen Städten ist die Zanu untergegangen; ihr Politikmodell hat sich als hoffnungslos veraltet erwiesen. Eine neue Generation kann nichts anfangen mit der rituellen Beschwörung des Befreiungskampfes und hat auch keinerlei Interesse daran, wie in einer Feudalgesellschaft ein unrentables Stück Land zu bewirtschaften.

Ihre knappe Mehrheit hat die Zanu vermutlich nur der massiven Einschüchterungskampagne auf dem Land zu verdanken. Doch selbst dort ließen sich viele Menschen trotz der Gewalt nicht davon abschrecken, zur Wahl zu gehen. Die breite Bewegung aus allen Teilen der Gesellschaft hat die politische Kultur des Landes schon fundamental verändert und wird das auch im neuen Parlament tun – dort ist sie stark genug, um weitere Verfassungsänderungen blockieren zu können. Das allein ist schon ein fast Schwindel erregender Erfolg.

Gleichzeitig ist es für die neue Oppositionspartei – und am Ende auch für das Land – gut, die Wahl nicht gewonnen zu haben. Andernfalls wäre die brandgefährliche Situation eingetreten, dass die MDC zwar über die Mehrheit der gewählten Mandate, nicht aber über eine Mehrheit im Parlament verfügt hätte, da Präsident Mugabe aus eigener Vollmacht noch 30 der Abgeordneten selbst ernennen darf. Eine Kohabitation aber ist in Simbabwes Verfassung nicht vorgesehen. Nur mit Gewalt hätte man Mugabe dazu zwingen können, die Macht zu teilen oder gar abzugeben. Simbabwe bleibt so ein Bürgerkrieg erspart, und die Opposition hat Zeit, sich zu konsolidieren und sich auf die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren vorzubereiten.

Mugabe selbst indessen muss einsehen, dass seine Zeit unwiederbringlich abgelaufen ist. Ob er das tatsächlich tut, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Monaten hat er bewiesen, dass sein Realitätsverlust pathologische Züge hat. Und es wird viel von seiner Person abhängen, ob die Transformation zu einem Mehrparteienstaat friedlich abläuft – oder nach bewährtem afrikanischem Muster. KORDULA DOERFLER