Futtern wie bei Lucille

■ B. B. King hat es geschafft: Eine Club-Kette mit dazugehörigem Restaurant heißt wie heißt wie er. Beziehungsweise seine Gitarre

Wenn erst einmal eine Club-Kette nach einem benannt wird, hat man es wirklich geschafft. Wenn die Örtlichkeit am New Yorker Times Square steht, muss die Reputation umso größer sein. Seit Kurzem lädt der B. B. King Blues Club and Grill im Zentrum Manhattans Touristen ein, Musik zu hören und Snacks zu verspeisen. Letzteres können Souvenirjäger stilvoll im Restaurant Lucille tun. Und damit ist der Superlativ komplett: Schließlich ist „Lucille“ der Name der Gitarre der Mississippi-Blues-Legende Riley B. King. Und welche Gitarre kann schon von sich behaupten, namentlich so vielen Menschen bekannt zu sein.

Demjenigen, der ihr ihre Töne entlockt, kann niemand böse sein, dass er seinen guten Namen für das böse Marketing hergibt. B.B. Kings Leben ist so echt, wie es der Blues heute eigentlich nicht mehr sein kann. Irgendwo in der Nähe eines Städtchens namens Itta Bena geboren, ziemlich genau im Zentrum des Mississippi-Deltas, waren seine Eltern arme Farmarbeiter, die sich bald scheiden ließen, und die Mutter starb als er neun Jahre alt war. King wuchs bei der Großmutter auf und natürlich machte er seine ersten musikalischen Erfahrungen im Kirchenchor. Und die ersten Akkorde auf der Gitarre brachte ihm der Prediger Archie Fair bei. Ebenso natürlich führte ihn sein Weg nach Memphis. Dort traf er Sonny Boy Williamson und lernte, seine Lebensgeschichte als Blues zu singen und zu spielen.

Was könnte man also B. B. King vorwerfen? Dass er immer noch die gleiche Musik spielt wie damals? Dass der Blues sich nicht weiterentwickelt? King ist glücklich mit seiner Musik und bringt diese Freude mit seinen 74 Jahren immer noch mit Volldampf auf die Bühne. Auch wenn er sich hin und wieder setzen muss, weil seine Beine müde werden. B. B. King ist reich geworden mit dem was er tut und das hat er sich wirklich redlich verdient

Einzig, Eric Clapton zum Ritter zu schlagen, hätte er sich verkneifen sollen. Die gemeinsame Platte Riding with the King ist eine langweilige Compilation von Klassikern, die King besser alleine aufgenommen hätte. Bleibt nur zu hoffen, dass Lucille nicht merkt, dass ihr Spieler fremd gegangen ist. Und dann haut sie ab: Zu Kenny Rogers.

Erhard Zierfandler

Mi, 5. Juli, 19.30, Stadtpark