Fusion ist zum Erfolg verdammt

Wenn die Dresdner Bank die Commerzbank als Partner verschmäht, muss diese fürchten, zerschlagen zu werden: Großaktionär Cobra strebt eine „paneuropäische Lösung“ an und verhandelt fleißig mit Banken und Versicherungen in Italien und Spanien

aus Frankfurt/MainKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Sie kennen den Film „Wall Street“ mit Michael Douglas in der Rolle des Gecko? Der als Sanierer auftretende Unsympath kauft an der Börse unterbewertete Unternehmen auf, um sie anschließend zu zerschlagen. Die Einzelteile verscherbelt er an die Konkurrenz, die den erworbenen Laden entweder dichtmacht und sich so den ehemaligen Mitbewerber endgültig vom Halse schafft. Oder die sich das Unternehmen ganz oder teilweise einverleibt. Nach dem Motto: Stay but stay bigger.

Der deutsche Gecko im real existierenden (Wirtschafts-)Leben ist eine Schlange. Klammheimlich ist die Cobra-Gruppe um den Investmentbanker Hansgeorg Hofmann im April mit 17 Prozent bei der Commerzbank AG eingestiegen. Und nun stößt sie zu. Während Commerzbank-Boss Martin Kohlhausen bereits mit seinem Kollegen von der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, über eine Fusion der beiden deutschen Großbanken verhandelt, bietet Hofmann sein gewaltiges Aktienpaket gleich drei Interessenten in Südeuropa an. Denn er will die Fusion mit allen Mitteln verhindern: Nach Vollzug würde der Cobra-Anteil an der Commerzbank um mehr als die Hälfte schrumpfen. Experten bewerten das Verhältnis zwischen Dresdner Bank und Commerzbank mit 55:45 Prozent.

Cobra favorisiere als Großaktionär der Commerzbank eine „paneuropäische Lösung“, sagte Hofmann dieser Tage. Das Unternehmen verhandelte bereits mit der Banca Intensa in Italien, der spanischen Großbank Banco Santander Central Hispano (BSCH) und dem italienischen Versicherungskonzern Generali. Die drei Investoren, die zusammen schon bereits mehr als 11 Prozent der Aktien der Commerzbank besitzen, seien an der Übernahme der von Cobra gehaltenen 17 Prozent „sehr interessiert“, hieß es. Ein Bluff?

Die Angst vor der Zerschlagung jedenfalls geht um bei der Commerzbank. In der Chefetage und an der Basis. Die monetär potente spanische BSCH kauft nämlich tatsächlich schon seit Monaten in Europa Anteile an anderen Großbanken auf: etwa an der Societe Generale oder an der Bank of Scotland. Die Frage scheint nur noch zu sein, zu welchem Preis Cobra bereit ist, ihr Aktienpaket an die Spanier oder die Italiener zu verkaufen. Bestimmt nicht zum aktuellen Kurswert.

Die Zeit drängt also. Und das beschleunigt die Fusionsverhandlungen zwischen der Commerzbank und der Dresdner Bank offenbar enorm – und mit Vorteilen für die Dresdner Bank. Deren Großaktionär Allianz (22 Prozent) hält sich nach den gescheiterten Fusionsplänen mit der Deutschen Bank mit Äußerungen zur Geschäftspolitik der Dresdner Bank zurück.

Ein Konfliktfeld bei einer Fusion zwischen Dresdner Bank und Commerzbank hat der Versicherungskonzern allerdings schon ausgemacht. Allianz vertreibt seine Produkte an den Schaltern der Dresdner Bank und der italienische Versicherungskonzern und Konkurrent Generali seine an den Schaltern der Commerzbank. Das passe nicht zusammen. Synergieeffekte seien auf diesem Sektor nach einer Fusion der beiden Bankhäuser auch nicht zu erzielen. Aber wohl gewaltige beim Retail- und beim Investmentbanking, wo die Commerzbank „unterbelichtet“ ist. Ein Konflikt mit Dresdner Kleinwort Benson wie nach der zunächst verkündeten Fusion mit der Deutschen Bank würde der Dresdner Bank diesmal also nicht drohen.

„Zum Erfolg verdammt“ seien beide Banken bei den laufenden Fusionsverhandlungen, glauben Börsianer. Die Commerzbank, weil sie nicht zerschlagen und verkauft werden will, die Dresdner, weil sie ihre Politik in der Konkurrenz mit der Deutschen Bank nicht wird durchhalten können. Aber vielleicht beißt die Cobra ja vorher zu, und die Commerzbanker müssen alle Spanisch lernen – oder Italienisch.