Modedroge schädigt das Hirn

Mediziner zufrieden: Was alle wussten, wissen sie jetzt auch – Ecstasy ist gefährlich. Bei 40 Prozent der Konsumenten stören Ausfälle des Kurzzeitgedächtnisses das Alltagsleben

HAMBURG taz ■ Was bisher nur für Ratten und andere Versuchstiere klar war, ist nun auch für den Menschen bewiesen: Ecstasy schädigt Nerven, bei Menschen kann es schwere Hirnschäden verursachen.

Am Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) haben Forscher die bislang größte medizinische und psychologische Studie zu dem Thema durchgeführt. Ihr Ergebnis: „Ecstasy ist sehr viel gefährlicher als bisher angenommen“, sagt Dr. Rainer Thomasius, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKE.

Er und seine 40-köpfige Forschungsgruppe haben 107 Ecstasykonsumenten, 11 Abstinente und 41 Konsumenten anderer Drogen psychiatrisch, neurologisch und internistisch in einem Zeitraum von knapp zwei Jahren untersucht. Die Hälfte der Dauerkonsumenten von Ecstasy hatte mindestens eine psychotische Störung wie Haluzinationen oder Wahnvorstellungen. Bei denen, die Ecstasy nur gelegentlich nehmen, sind es 22 Prozent. Bei knapp 40 Prozent aller Konsumenten der Partydroge ist das Kurzzeitgedächtnis so stark gestört, dass es das tägliche Leben beeinträchtigt.

Die Studie erachtet außerdem einen Zusammenhang zwischen Ecstasy-Konsum und Persönlichkeitsstruktur als wahrscheinlich. Eine geringe Zahl von Freundschaften, fehlende Selbstwahrnehmung, Depressionen und Angst fanden sie besonders häufig bei Dauerkonsumenten.

„Wir unterscheiden zwischen denen, die sich mit Ecstasy das Wochenende ein bisschen bunter machen wollen, und denen, die die Droge auch in der Woche nehmen, weil sie psychische Probleme haben“, sagt Thomasius. Letzteren könne eher mit einer Psychotherapie als durch sozialtherapeutische Maßnahmen geholfen werden. „Darauf muss sich die Drogenhilfe in Deutschland einstellen.“

Der Wissenschaftler fordert außerdem, dass Konsumenten wie Abstinente über die Gefahren der Drogen aufgeklärt werden. „Die Droge wirkt direkt in die Probleme der heutigen Jugend. Wer sie nimmt, sieht besser in sich hinein, fühlt sich anderen ganz nah.“ Dabei sind die Folgen nicht abzuschätzen. Anders als bei Alkohol, wo mit dem Konsum auch die Schäden zunehmen, kann bei Ecstasy auch schon die erste Pille einen Hirnschlag oder Leberschäden verursachen. SANDRA WILSDORF