mit der statistik in paradoxe fußballwelten

Droht eine finale Nullnummer?

Die Situation ist scheinbar paradox: Da haben wir drei Wochen lang begeisternden Angriffsfußball gesehen, aber das Finale (Sonntag, 20 Uhr, ARD) bestreiten mit Frankreich und Italien die beiden abwehrstärksten Teams. Droht eine Renaissance des Defensivspiels? Ballkontrolle als oberste Erfolgsmaxime?

Doch die Statistik sagt: Ballbesitz ist Gift. Den EM-Rekord mit 58 Prozent hält nämlich – Deutschland. Danach folgt mit 57 Prozent – Holland. Italien dagegen ist Letzter mit nur 42 Prozent; im Halbfinale schafften sie das absolute Minimum von 35 Prozent.

Fürs Finale möchte man unken, wie sich die cleveren Ballfeinde aus der Serie A und der flexible Defensivverbund aus Weltmeisterlanden abwartend belauern werden. Die einen sehen eigene Angriffe nur als Pause von der Schufterei vor dem eigenen Tor, die anderen zelebrieren ihre vorsichtige Offensive nur aus der Gewissheit größtmöglicher Sicherheit in den Zonen dahinter. Kontern mal kontern gleich Garnix? Wird das Finale eine 120-minütige Zeittotschlagveranstaltung bis zum Elfmeterdrama?

Hoffen wir auf die sportliche Sensation: Die Squadra Azzurra spielt einen Angriff mit annähernd 2,5 Leuten gleichzeitig. Denn Angst brauchen die Italiener eigentlich keine zu haben: „Das Finale zu erreichen liegt jenseits jedes Erwartungshorizontes“, sagt Trainer Zoff. Und hätte fast gelächelt dabei. Wird die Mumie erstmals Regung zeigen? Nach dem Triumph in Amsterdam klatschte Zoff genau sechsmal in die altgedienten Torwarthände.     MÜLL