Weltende nach Plan

Wissenschaftler diskutieren am Wannsee über den Weltuntergang – ohne den Humor zu verlieren

BERLIN taz ■ Über den Weltuntergang lässt sich nirgendwo so vortrefflich sprechen wie bei gutem Essen in einer Villa am Wannsee. Das etwa muss sich die American Academy in Berlin gesagt haben und lud am Donnerstag vier Experten für das ökologische Weltende auf ihr feudales Anwesen ein, unter ihnen Dennis Meadows, Mitverfasser des Club-of-Rome-Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ .

Aber weil jetzt EM ist und der Weltuntergang erst etwas später, wurde die Podiumsdiskussion kurzerhand um zwei Stunden verschoben. Stattdessen gab’s neben Lachs und Sekt Fußball für alle auf der Großleinwand. So lässt man sich das Weltenende gefallen.

Als die Mikrofone schließlich eingeschaltet wurden, waren alle bereits bester Laune. Jorgen Randers vom WWF gab dann auch gleich Entwarnung: Alles beim alten, die Welt geht nach wie vor um das Jahr 2030 unter - wie vom Club of Rome vor Jahren berechnet. Man müsse dem allerdings nicht tatenlos zusehen: Noch sei alles aufzuhalten, die Menschheit müsse nur „vier, fünf Dinge tun“ und sei gerettet. Aber mit dieser Wende zum Guten rechne er leider nicht.

Meadows konterte mit Verschwörungstheorien. Die Amerikaner würden von den Medien mit gezielter Falschinformation ruhiggestellt. Balsam gab’s dagegen für die wunde, grüne Seele hierzulande. „Fantastic“ finde er den Atomausstieg und sei den Grünen dankbar für das Signal an die Welt – Restlaufzeiten hin oder her.

Nebenbei erwies sich Meadows als glänzender Unterhalter, wenn er beispielweise mit Randers lachend darüber stritt, wer denn nun der größere Pessimist sei. So gab es am Ende doch eine gute Botschaft: Längst vergangen ist die griesgrämige Untergangsbetroffenheit der Achtzigerjahre. Die Unheilspropheten von heute sind nette Leute mit Sinn für Fußball und gutes Essen.

Übrigens: Der Wannsee blieb den ganzen Abend ruhig, es tauchte kein Ungeheuer aus den Wellen auf, um die Welt zu verschlingen. Nur die Holländer verschossen einen Elfer nach dem anderen. Aber das ist doch kein Weltuntergang.

FELIX WÜRTENBERGER