Giftwind erstürmt Blaues Band

■ Favorit Samum stürmte gestern in Horn zum Derby-Sieg

Dem „Wüstensturm“ war im 131. Deutschen Galopp-Derby nicht zu widerstehen. Favorit Samum (Giftwind) fegte die Konkurrenz gestern förmlich von der Bahn und gewann in beeindruckender Manier das mit 1.382.200 Mark dotierte bedeutendste deutsche Turf-Ereignis. Selten zuvor dominierte ein Pferd den Kampf um das begehrte Blaue Band so eindeutig. Nach einem cleveren und coolen Ritt von Championjockey Andrasch Starke hatte der 35:10-Wettfavorit nach 2400 m fünf Längen Vorsprung im Ziel und riss die 50.000 Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hin.

Trainer Andreas Schütz, Chef des Kölner Rennstalls, in dem der frisch gebackene Derby-Sieger steht ist, erlebte diesen Tag mit besonderen Gefühlen zwischen Triumph und Trauer. Sein Vater, sein berühmter Lehrmeister, war am Donnerstag im Alter von 60 Jahren in der Hansestadt in einem Hotel gestorben. Er konnte den großen Erfolg seines Sohnes nicht mehr miterleben. Denn hinter Samum stellte Schütz jr. mit Subiaco, geritten von Kevin Woodburn, und dem krassen Außenseiter Acamani auch den Zweit- und Drittplatzierten im Feld der 20 dreijährigen Teilnehmer.

Sie konnten einem Pferd aber nicht das Wasser reichen, das bei seinem fünften Start sein fünftes Rennen gewonnen hat. Samum bescherte seinem Besitzer Franz-Günther von Gaertner, dem Präsidenten des gastgebenden Hamburger Renn-Clubs, bei dessen Derby-Premiere gleich den ersten Erfolg. „Wir haben immer von einem Derbystarter geträumt. Das wir jetzt den Sieger haben, ist fantastisch“, sagte von Gaertner. „Ich hatte ziemlich starke Bauchschmerzen vor dem Rennen. Viele Favoriten haben schon verloren.“

Von Gaertner dachte jedoch vor allem auch an Bruno Schütz, der Samum auf der Jährlingsauktion 1997 in Iffezheim ausgesucht und für 60.000 Mark gekauft hatte. „Durch seinen Tod fällt ein Schatten auf diesen Sieg.“ Der Derby-Triumph beschert dem Besitzer eine Prämie von 717.000 Mark, einen kleinen Anteil an Samum hält im Stall Blankenese auch der Anwalt Wilhelm Jenkel. Andreas Schütz hatte Deutschlands größten Rennstall mit Beginn der Saison 1998 übernommen.

Für ihn wie für seinen Stalljockey Andrasch Starke war es bereits der zweite Derby-Sieg. 1998 hatten beide mit dem Außenseiter Robertico in Hamburg gewonnen. Starke, der in Stade geborene Jockey, jubilierte nach dem Sieg: „Roberticos Sieg war zwar schön, aber das hier ist noch eine Klasse besser. Damals hat uns keiner beachtet, jetzt haben im Vorfeld alle von uns geredet. Samum hat aber gezeigt, was für ein tolles Pferd er ist.“

Deutschlands bester Jockey zeigte auf Samum einen Ritt aus dem Galopp-Lehrbuch, er hatte seinem Pferd schon nach dem Start eine ideale Ausgangsposition verschafft. In der Zielgeraden dirigierte er es ganz nach außen und überrollte förmlich das gesamte Feld.

Im 131. Deutschen Derby betrug der Wettumsatz 2.267.925 Mark, das ist eine der besten je erreichten Umsatzzahlen im Rennen des Jahres. Patrick Bücheler