Et is noch immer jot jejange

■ Otto Sauters Trompetenakademie steckt tief in der Finanzmisere und ist hoch verschuldet. Die Controlling-Gesellschaft kmb lichtet jetzt den Zahlendschungel. Zugleich gibt es neue Ideen für die Akademie

Für Otto Sauters Trompeten-Akademie wird es eng. Überraschend kommt diese Nachricht über die Ausbildungsstätte für Nachwuchstrompeter nicht. Seit Jahren mussten immer wieder neue Bürgschaften abgeschlossen und Gläubigerbanken hingehalten werden. Das Motto war echt kölsch: „Et is noch immer jot jejange“. Irgendwie. Doch dann ist es nicht mehr gut gegangen – zumindest aus Sicht des Akademieleiters Otto Sauter.

Denn dann kam die kmb. Der Aufgabenbereich der stadteigenen Controllingfirma wurde in diesem Frühjahr ausgedehnt. Die Finanzen sämtlicher kultureller Einrichtungen, die mehr als 200.000 Mark Zuschüsse erhalten, sollten nun untersucht werden. Mit Zuwendungen von 300.000 Mark fiel die Trompeten-Akademie unter diese neue Regelung und musste den Prüfern Einblick in ihre Akten gewähren. Seither weht ein anderer Wind. Intensiv muss man sich im neuen Gebäude an der Stresemannstraße plötzlich Gedanken machen, wie man Bürgschaften in Geld umwandeln könnte. Die Lage, aus der es sich zu befreien gilt, ist jedoch nahezu aussichtslos. Und das Ergebnis, welches die kmb nun der Kulturdeputation vorlegte, ist eindeutig: Die Finanzen der Einrichtung befinden sich in einer dramatischen Schieflage. Von gestohlenen Kassen und Konkursverschleppung ist die Rede. Nicht einmal fünf Monate, nachdem Otto Sauter von einer „Bankrotterklärung“ des Ausbildungssystems deutscher Hochschulen sprach, ist seine eigene Schule am Abgrund.

Auf der Pressekonferenz zu den diesjährigen Trompetentagen im März deutete sich die Entwicklung bereits an. Der von Sauter damals hochgelobte Vorzeigeschüler Lorenz Raab hatte seinen letzten Unterricht im Dezember erhalten. Bis heute kam nach seinen Angaben keine einzige Lehreinheit hinzu. Der österreichische Nachwuchstrompeter genoss zwar den „guten Unterricht“. Eine Planung aber sei schlichtweg unmöglich gewesen. So habe er nie über einen Semesterplan verfügt. Unterrichtstermine seien kurzfristig festgelegt worden. Reiste er dann aus Österreich an, passierte es oftmals, dass der Unterricht um Tage verschoben wurde.

Über Krisen und Querelen, sagt Raab, seien die Studierenden ständig informiert gewesen. Gerüchte über Veruntreuung von staatlichen Zuschüssen hätten die Runde gemacht.

Wenn sich die Stadt nach dem deprimierenden Zustandsbericht der kmb gegen die Akademie entscheiden sollte, könnte das der derzeitige Generalbevollmächtigte Dieter C. Ernst nicht verstehen. Schließlich habe sich die Stadt erst vor sechs Jahren für die Umsetzung der Ausbildungsidee entschieden. Da könne man sie nicht jetzt schon wieder begraben. Gravierende Fehler seien im Management zweifellos begangen worden. Doch liege die derzeitige missliche Lage auch daran, dass die Zuschüsse der Stadt immer erst sehr spät überwiesen werden.

Vielleicht gelingt es ja aber, die Trompetenausbildung doch noch zu retten: Über eine Anbindung an die Hochschule oder Universität Bremen wird bereits nachgedacht. Entsprechende Gespräche mit Bildungssenator Willi Lemke (SPD) haben dem Vernehmen nach bereits stattgefunden. Und Lehrer der Akademie haben angedeutet, für den Fall eines Bankrotts über die Gründung einer eigenen Akademie nachzudenken.

Johannes Bruggaier