Die Bauern und die Aktion „Z“

■ Atommüll-Zwischenlager in der Wesermarsch? Nein, sagen die Bauern und nehmen sich ein Beispiel an den Kollegen im Wendland

Eckart Rogge ist 38 Jahre alt, Bauer und macht sich große Sorgen. Das geplante Zwischenlager, sagt er, sei schließlich nicht viel anders konstruiert als eine landwirtschaftliche Produktionshalle. Etliche CASTOR-Behälter mit radioaktivem Müll, die nur durch Luftzug von außen gekühlt werden – davon fühlt sich Rogge bedroht, der mit Frau und vier Kindern in der Wesermarsch lebt.

Nachdem die PreussenElektra im Dezember 1999 beim Bundesamt für Strahlenschutz Bau und Betrieb eines Zwischenlagers beantragt hat, regt sich in der Region um das Atomkraftwerk Unterweser erstmals bäuerlicher Widerstand. Vor kurzem war eine Gruppe von Landwirten – darunter auch Eckart Rogge – in Gorleben, um sich bei erfahrenen Kollegen Rat zu holen. Nächste Woche wird es beim Landvolk eine außerordentliche Versammlung zum Thema Zwischenlager geben. Und: Einige Bauern haben sich der vor wenigen Tagen gegründeten Bürgerinitiative „Aktion Z“ angeschlossen.

Deren Mitglieder – der Arbeitskreis Wesermarsch, Jusos, Grüne und Greenpeace – kritisieren ein mögliches Zwischenlager als zu gefährlich. Es sei lediglich eine „ein-stufige Sicherheitsbarriere“ vorgesehen, sagt Hans Otto Meyer-Ott vom AK Wesermarsch. Sprich: eine zu wenig widerstandsfähige Halle mit – so fürchtet der Atomkraftgegner – „korrodierenden Cas-toren“ im Innern. Neben grundsätzlichen Bedenken, dass „Zwischenlagern“ in Wirklichkeit „Endlagern“ bedeuten könnte – fürchten die Aktivisten, dass eine solche Anlage im Extremfall bis ins Jahr 2070 betrieben werden könnte. Das 2.200 Quadratmeter große Gebäude soll Raum für über 1.500 alte Brennelemente bieten.

Für August erwarten die Kritiker, dass die Betreiberfirma beim Landkreis Wesermarsch den Bauantrag stellen wird. Neben etwaigen juristischen Schritten und einer Sammeleinwandliste wollen die Gegner des Zwischenlagers besonders hier ansetzen: Die betroffene Gemeinde Stadland hat zwar formal in dem Verfahren nichts zu melden, könnte aber eine Veränderungssperre für den Bauplan erlassen. Nun will man sich bemühen, die Lokalpolitiker zu einem entsprechenden Schritt zu bewegen. CDU und Grüne sollen sich bereits öffentlich gegen das Zwischenlager ausgesprochen haben.

Dass auch die Landwirte jetzt aktiv werden, halten manche für eine kleine Revolution. Auch Eckart Rogge ist der Ansicht, dass seine Kollegen und er lange Zeit zu passiv gewesen seien. Doch jetzt fühlt er sich in seiner Existenz bedroht: Allein schon eine Diskussion darüber, ob seine Produkte vielleicht radioaktiv belastet seien, wäre ruinös. Die Verbraucher seien heutzutage sensibilisiert, „und das mit Recht“. hase

Info „Aktion Z“: Hans Otto Meyer-Ott, Tel. 04401/3813