Neue Steine zum Stolpern

Das „Projekt Stolpersteine“ erinnert an Juden aus Kreuzberg, die Opfer der Nazis wurden

Stolpern sollen Passanten über sie nur im übertragenen Sinn: Quadratische, vor Hauseingängen ins Pflaster eingelassene kleine Gedenksteine. Seit vier Jahren erinnern die „Stolpersteine“ an jene jüdischen Bewohner Kreuzbergs, die während des Dritten Reichs fliehen mussten oder deportiert wurden. Seit gestern gibt es zwei weitere der zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine. Vor dem Eingang des Gebäudes Naunynstraße 46 wurden sie für die ehemaligen Bewohner Edith und Siegfried Robinski enthüllt.

Vor vier Jahren hatte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Zusammenarbeit mit der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) die ersten Stolpersteine in der Oranienstraße verlegt, später kam die Dresdner Straße hinzu. Die inzwischen über 50 verlegten Steine sind mit einer Messingtafel versehen, auf der der Name und das Schicksal der Person vermerkt ist.

Über das Ehepaar Robinski ist nach Auskunft von Ellen Röhner, Mitarbeiterin im Kreuzberg-Museum, nur wenig bekannt. Man wisse lediglich, dass Siegfried Robinski Zwangsarbeiter bei Zeiss in Zehlendorf war, bevor beide nach Auschwitz deportiert wurden. Dass das „Projekt Stolpersteine“ nach vier Jahren wieder ins Rollen kam, ist dem Neffen der beiden, Steven Robins, zu verdanken. Sein Vater war einer der letzten Flüchtlinge, die sich nach Südafrika retten konnten. Im vergangenen Jahr wandte sich Robins an die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), um Informationen über die Robinskis zu bekommen. Die BVV verwies ihn an das Museum.

Insgesamt 1.300 Kreuzberger Juden mussten im Dritten Reich fliehen oder wurden deportiert. An so viele wie möglich wolle man mit einem solchen „Stolperstein“ erinnern, erklärte Röhner. Das Museum ist dabei auf Unterstützung angewiesen. Es hofft auf Hausgemeinschaften, Firmen und Privatleute, die sich mit 150 Mark pro Stein beteiligen.

Gestolpert sind bisher wohl nur wenige Passanten über die Gedenksteine – obwohl sie auch nach vier Jahren noch messingfarben glänzen. Röhner und Reichelt haben keine Reaktionen bemerkt. Was, so Reichelt, wohl daran liege, dass die Steine „nicht monumental sind“. BERT SCHULZ