Kampf um den Abfall

■ Jahresbilanz 1999: Hamburger Stadtreinigung holt sich mit Billigpreisen tonnenweise Gewerbemüll in die Verbrennungsöfen

Der Stadtreinigung (SRH) ist es gelungen, mit Dumpingpreisen Müllmengen zurückzuholen, die ihr durch einen Beschluss des Hamburger Verwaltungsgerichts vom vergangenen Mai verlorenzugehen drohten. Mehr noch: Der städtische Entsorgungsbetrieb hat die Verluste sogar überkompensiert und 22 Prozent mehr Gewerbeabfälle beseitigt sowie verwertet. Diese Anstrengung schlug allerdings auf die 1999er Jahresbilanz durch: Statt 18,7 Millionen Mark Überschuss wie im Jahr 1998 erwirtschafteten die Müllmänner nur noch 2,4 Millionen Mark.

Der Beschluss des Verwaltungsgerichts hatte privaten Firmen ermöglicht, auch gemischten hausmüllähnlichen Gewerbeabfall zu „verwerten“ statt ihn der Stadtreinigung zur Beseitigung anzudienen. Die Umweltbehörde befürchtete, dass der größte Teil dieser Abfälle nicht verwertet würde, sondern auf Billigdeponien landete.

Um einen hohen Standard der Entsorgung zu gewährleisten und um die Hamburger Müllverbrennungsanlagen auszulasten, erlaubte der Senat deshalb, zur Verwertung bestimmten Mischmüll zu verbrennen. Die Stadtreinigung konnte damit den Preiskampf gegen die Billig-Entsorger aufnehmen und ihre ursprünglich erwarteten Verluste begrenzen.

Trotz des Zuwachses bei den Gewerbeabfällen von 123.000 auf 150.000 Tonnen und einem minimalen Plus bei den Haushaltsabfällen (800.000 Tonnnen) konnte jedoch die Verbrennungsanlage Stellinger Moor nicht ausgelastet werden. Mit den anderen drei Hamburger Anlagen, von denen nur eine zu einem Viertel der Stadtreinigung gehört, seien langfristige Verträge geschlossen worden, sagte Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung. Die Firma habe daher zunächst versucht, diese Anlagen zu füllen.

Gewerbemüll, versicherte der Sprecher, importiere die Stadtreinigung nur in marginalem Umfang. Ihn zu akquirieren sei schwierig, weil die Müllverbrennung im Vergleich zu einer Deponierung teuer sei. Da half es auch nichts, Preise zu veranschlagen, die die Kosten nicht decken. Anders sieht es beim Hausmüll aus: Je 30.000 Tonnen davon liefern die vier südlichen Landkreise jährlich an die Verbrennungsanlage Rugenberger Damm. Obwohl die Gebühren für den Hausmüll letztendlich das Loch in der Kasse für den Gewerbemüll stopfen müssen, stiegen sie nur im Rahmen der Inflationsrate. Gernot Knödler