Rettet die Eisbären!

Wenn stämmige Männer die Puppen tanzen lassen: Jim Hensons Animal Talk bringt tierlieben Kindern bei, wie man verfaultes Obst verarbeitet

von JENNI ZYLKA

Bei der vor einiger Zeit tourenden Muppet-Ausstellung konnte man ein Video sehen, in dem ein paar stämmige Männer ihre Hände in Bärenpuppen mit Matrosenanzügen stecken haben, die auf einem Schiff herumfuchteln. Dazu verfolgen die Männer auf einem Bildschirm, was die Puppen machen, und schmettern „In the Navy!“.

So entsteht die beste Puppenshow der Welt. Muppet-Vater Jim Henson, der 1990 starb, hatte anfangs natürlich auch selbst gespielt, er sprach und animierte Kermit. Sohn und Firmenpräsident Brian Henson kümmert sich jetzt um das Puppenimperium, die vielen Serien, Filme, die Riesen-Merchandising-Maschine und steckt nur noch selten die Hände in Bärenpuppen. Das machen andere glückliche und sympathische Menschen. Zum Beispiel Dave Goelz, der außer den Muppet-Stars Gonzo, Dr. Bunsen und dem ewig bekifften Saxophonspieler auch Stinky, das Stinktier, spielt. Stinky und Jake, der rehäugige Eisbär, sind die Gastgeber von „Jim Hensons Animal Talk“, der seit einer Woche von Super RTL zur besten Schulschwänzersendezeit (Mo – Fr 10.05 Uhr) der jüngsten Zielgruppe nahe gebracht werden soll.

Die pelzigen Talkshow-Hoasts haben jeden Tag zwei Tiergäste geladen, die mit gemütlichen, an altmodischen Biounterricht erinnernden Realfilmen vorgestellt werden. „Rhonda Ratte, die nagende Reporterin“, moderiert zwischendurch einen Muppet-albernen Wissensquiz, „Welches ist der größte Bär?“ „Ich“, sagt Jake, der Eisbär. „Ich meine groß, nicht übergewichtig.“ Armstrong, der Habicht, weist bei jeder Gelegenheit darauf hin, dass „dieser komische Fisch fast so hässlich ist wie mein Schwager Harry“. Und ein dem Smørrebrød-Rømpømpøm-Küchenchef nachempfundener „Yves Kakerlak“ wuselt in einer schmutzigen Küche herum: „Es giebte zwei Sachön, die man miet verfaultem Obste tun kann. Man kann es einem nettön Klammeraffen aus der Nachbarschaft schenken. Und, öhh, die zweite ’abe iesch vergessen.“

Natürlich kommt der Animal Talk an Witz, Frechheit und genialer Albernheit nicht an die von vielen Erwachsenen verkannte Muppet Show, oder die nicht minder spaßige Nachfolgesendung „Muppet Tonight“ heran. Aber es soll ja auch erstens lehrreich und zweitens für kindliche Tierfans verständlich sein. Und wenn Stinky und Jake für den Bär-Athlon trainieren und dabei durch den Regenwald schnaufen („Der ist in Gefahr! Weil so viel abgeholzt wird und die Äffchen bald nicht mehr wissen, wo sie wohnen sollen!“), sieht man auch wieder die sympathischen stämmigen Männer vor sich, die die Hände in den wackelnden Puppen stecken haben und konzentriert auf den Bildschrim starren.