Bremer Grüne für Kaiserreich light

■ Das Weser-Stadion soll zur WM 2006 ausgebaut werden / Kosten: 26 Millionen Mark

Von einem „großartigen Erfolg“, „riesiger Freude“ und „guter Sache“ war gestern oft die Rede: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 findet in Deutschland statt, und die Erfolg-Freude-Herren (Bürgermeister Hartmut Perschau, Bildungssenator und Ex-Werder-Manager Willi Lemke, Werder-Kapitän Dieter Eilts) hoffen, dass auch Bremens Weser-Stadion einer der Austragungsorte wird. 64 Spiele sind auszurichten, 16 Orte haben sich beworben, zehn oder zwölf sollen den Zuschlag bekommen. In Bremen geht man davon aus, dass die Werder-Bastion dabei ist. „Es gab ja die relativ klare Aussage des Chefs des Bewerbungskommittees, Franz Beckenbauer, in Bremen, dass wir dabei sind“, sagt Reinhard Hoffmann, Sportamtsleiter und Geschäftsführer der Bremer Sport und Freizeit GmbH, die das Weser-Stadion betreibt. Schließlich sei man bei der WM 74 und bei der EM 88 leer ausgegangen, ergo „sind unsere Chancen jetzt gut“. Und Marita Hanke, Sprecherin von Werder Bremen, freute sich auf den Sekt nach Feierabend und dachte nach eigenem Bekunden schon gar nicht mehr daran, dass die definitive Entscheidung für Bremen noch aussteht.

Die Pläne stehen in groben Zügen. Im vergangenen Jahr hatte der Senat der Bremer Bewerbung als Austragungsort zugestimmt und den Stadionausbau nach FIFA-Kriterien garantiert. Die schreiben mindestens 40.000 Sitzplätze vor, das Weserstadion hat nur 30.000. Aufstocken geht aus statischen und ästhetischen Gründen nicht, also werden Spielfeld und Tartanbahn tiefer gelegt und auf die Leichtathletikbahn elf Stuhlreihen aufmontiert. Die sollen aber mobil bleiben, damit das Weser-Stadion auch für Leichtathletik-Events verwendbar bleibt. Geschätzte Kosten für den Umbau: 26 Millionen Mark. Geschätzte Kosten für jedes Mal Auf- und Abbauen der Stuhlreihen: 30.000 Mark. Das sei nicht ganz billig, so Reinhard Hoffmann, deshalb werden die zusätzlichen Reihen wohl dauerhaft stehen bleiben und nur zu besagten Lauf-, Hüpf- und Spring-Events abgebaut. Dass Werder Bremen, das derzeit wahrlich nicht ständig vor ausverkauftem Haus spielt, nach der WM vor noch mehr leeren Sitzplätzen kicken könnte, fürchtet Hoffmann nicht: „Die Zuschauer sind dann ja viel näher am Spielfeld dran. Die Atmosphäre wird gewinnen.“

In etwa sechs Wochen will das Sportressort einen Bericht mit der detaillierten Planung vorlegen. Erst dann werde die Frage der Finanzierung akut, sagt Hoffmann. Hartmut Spiesecke, Sprecher von Sport- und Kultursenator Bernt Schulte, kannte auch noch keine finanzplanerischen Details.

Dafür aber die Grünen: Maximal zwei WM-Spiele würden in Bremen stattfinden, rechnete der sportpolitische Sprecher Matthias Güldner vor: „Der Senat soll doch mal die Menschen fragen, ob sie dafür gerne in verrotteten Schulen bleiben oder die 25-prozentigen Kürzungen bei der Kinder- und Jugendförderung hinnehmen.“ Und wenn schon WM in Bremen, dann bitte in „abgespeckter Version“: Das Weser-Stadion werde ein Fußballstadion, sprich: die neuen Tribünen nicht demontierbar, sondern fest. Damit spare man Auf- und Abbau, und die Leichtathleten könnten ja auf Platz 11 ausweichen. Oder ins Bremerhavener Nordsee-Stadion.

„Das ist ja nicht das Werder-Stadion, sondern das Weser-Stadion“, entgegnet darauf Jürgen Pohlmann, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, und das solle es auch nach 2006 bleiben. Randsportarten, Schulsport, Leichtathletik-Highlights müssten hier nach wie vor möglich sein. Das sieht Rolf Gagelmann (CDU) genauso. Er verbuchte gestern einen kleinen Triumpf. Seine Frau sei es gewesen, erzählt er, die ihm per Handy die WM-Entscheidung in die Bürgerschaftssitzung überbracht habe. Von ihm aus habe sich die Kunde rasant verbreitet, „wie ein Lauffeuer.“ sgi

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