themenläden und andere clubs: „Fax-Sex mit einer netten und geilen Frau“
Lisa, das Autsch-Lamm
In meiner Apotheke war „Lisa, das Autsch-Lamm“, gestern leider ausverkauft. Nur „Anton, der Autsch-Käfer“, steht noch im Schaufenster.
Ich hatte natürlich kichernd nach dem „Autsch-Lamm“ gefragt, und was denn so ein „Autsch-Lamm“ eigentlich draufhätte. Die Apothekerin antwortete regungslos: „Das Autsch-Lamm kühlt bei Verletzungen und Beulen.“ „Anton, der Autsch-Käfer“, kann auch kühlen, sieht aber erstens nicht so niedlich aus wie das schäfchenwollweiche Lämmchen, sondern wie ein dickes Insekt, und außerdem kenne ich aktuell keinen Anton, aber eine Lisa. (Einen Anton kannte ich mal, das war der ordentlichste Mensch der Welt, und wenn ich bei ihm zu Besuch war, kam ich mir immer vor wie der Peanut, um den die vielen Fliegen herumsurren. Ich schätze, jener Anton hat jedes Mal die Sofabezüge gewaschen, nachdem ich gegangen war.)
Als kleinen Trost nahm ich mir aus meiner Apotheke jedenfalls den neuen Diabetiker mit, DIE Zeitung für DiabetikerInnen. Was da alles drinsteckt! Eine muss es ja sagen! Es gibt die Ressorts „Rat und Hilfe“, „Aus der Apotheke“ und das Gesundheitslexikon zum Sammeln – dieses Mal von Remission bis Rinderinsuline. Aber meine Lieblingsrubrik ist natürlich „Wer schreibt mir?“, in der Sätze wie „Bin 18 und Typ 1-Diabetiker“ oder „Hätte gerne Zuschriften von humorvollen Langzeitdiabetikern“ mich in Erstaunen versetzen können, einfach nur, weil ich so etwas noch nie irgendwo gelesen habe. Was die Menschen so alles aufgeben, anzeigenmäßig!
In einer Stadtzeitung wollte unter der Rubrik „Mann sucht Frau“ mal einer „Fax-Sex mit einer netten geilen Frau“. Ich habe prompt reagiert: Habe als Erstes die Absender-Adresse meines Faxgerätes gelöscht und dann ein Strichmännchen mit dreieckigem Kleid und Zöpfen gemalt, mit gespreizten Beinen, und in Schreibschrift „Gib’s mir!“ danebengekrakelt. Ab ins Fax damit! Ich meine, was erwartet so ein Fax-Sex-Maniac denn? Dass man einen Zettel mit „Ohhhhhh! Jaaaa!“ faxt, und er faxt dann „Ohhh!!!! Ich komme!!!!!“ zurück oder malt eine Chiquita und behauptet, das sei sein Zauberprügel?
Versuchen wir lieber, das Thema in eine andere Richtung zu lenken, sonst wird das hier alles zu schmutzig, und eh man sich’s versieht, steht da plötzlich nur noch „Piiieep!“. Ich habe eine Lösung für mein altes „Stadt Land Sexpraktik“- bzw. „Stadt Land Sat.1-Serie“-Problem gefunden, welches ja darin besteht, dass ich halt keine Ahnung von Flüssen habe, und darum statt der Ur-Version des Spiels immer auf andere Rubriken (Sexpraktik, Sat.1-Serie, Biersorte) ausweichen muss: Ich schlage vor, Flüsse jetzt immer einfach nach den Städten zu nennen, durch die sie fließen! In Wien gibt es zum Beispiel wirklich und wahrhaftig einen Wien-Fluss. Was, verflixt noch mal, spricht denn gegen einen „Hamburg-Fluss“, einen „Berlin-Fluss“ oder den Schlager „Kalkutta liegt am Kalkutta-Fluss, Paris liegt am Paris-Fluss? Und wenn ein Fluss durch mehrere Städte fließt (ich glaube, der Rhein tut dies), tja, dann hat er halt verschiedene Namen!
Es gibt somit auch noch genug zu lernen für arme Schüler und genug abzufragen für böse Erdkundelehrer! Und bei Städten, durch die mehrere Flüsse fließen, denke ich mir schon noch etwas aus. Vielleicht sogar in den nächsten zwei Wochen.
JENNI ZYLKA
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