WM IN DEUTSCHLAND
: Zum Wohle von Franz & Freunden

Franz Beckenbauer kann Gold scheißen. Das ist jetzt bewiesen. Er hat die WM als Kapitän (1974) und als Trainer (1990) gewonnen. Jetzt war er Bewerbungschef, und Deutschland hat die WM 2006, darf also automatisch mitmachen. Dafür wird man ihm ein Denkmal bauen. Darunter wird stehen: Die WM 2006 ist seine. Stimmt ja auch. Fast.

Kommentarvon PETER UNFRIED

Der Giesinger Postlersohn ist eben auch in Zeiten der fußballerischen Depression das Symbol des maximalen deutschen Erfolgs auf dem Weltmarkt – aber mit menschlichem Antlitz. Deshalb hat man ihn ausgesandt. Nicht nur der DFB und das Land, sondern all jene Geschäftsfreunde, die ein dezidiertes Interesse an der WM 2006 hatten. Das sind auch, wenn man das zur Sicherheit noch mal sagen darf: Turnschuhverkäufer oder Mediengeschäftsleute wie Leo Kirch, der für 3,4 Milliarden Mark den Weltfußballverband Fifa gekauft hat. Verzeihung: Die Fernsehrechte für die WM 2002 und 2006. Kirchs Versuch, sein Milliardenprojekt Bezahlfernsehen zu refinanzieren, hätte eine WM in Südafrika – womöglich ohne deutsche Teilnahme – nicht eben gut getan. Die WM in Deutschland ist Kirchs WM. Und jene von Adidas, der Bild-Zeitung, Bayer u. a.

Auch für die ist der sportpolitische Amateur Beckenbauer um die Welt gereist. Hat Golf mit dem entscheidenden Wahlmann gespielt. Aber nie „gemauschelt“ (Beckenbauer) wie die anderen. Da traf es sich, dass er – wie einst den Katsche Schwarzenbeck – für die Drecksarbeit den alten Kämpen Fedor Radmann hatte.

Ganz klar: Die deutsche Bewerbung ist sicher WM-würdig. Und – Hooligans und Steuergelder mal außen vor – können das wunderbare Tage werden, wenn die Deutschen 2006 den besten Fußball der Welt erleben können.

Nur: Was ist mit den (Süd-)Afrikanern? Fifa-Chef Joseph S. Blatter hatte dem Kontinent seit seiner Wahl erzählt, dass er endlich dran sei. Eigentlich. Theoretisch. Als es darauf ankam, musste die politische Komponente der ökonomischen weichen. Die „Frage der mutigen Investition in einen neuen Kontinent“ (Blatter) hat die Fifa eiskalt beantwortet. Nicht wegen Beckenbauers früheren Verdienstes um den Fußball. Sondern wegen des künftigen, den man am Standort Deutschland risikoloser machen kann. Auch dafür ist Beckenbauer das Symbol. Immer getreu nach dem Geschäftsmotto der Fifa: Zum Wohle des Spiels.