Nazi Eichmann

Das älteste von fünf Kindern wurde am 19. März 1906 in Solingen geboren und wuchs in Linz (Österreich) auf, wo sein Vater zunächst als Buchhalter, später als (wenig glücklicher) Unternehmer tätig war. Eichmann beendete weder Schule noch Ausbildung, schlüpfte – aufgrund familiärer Beziehungen – als Vertreter unter, trat 1932 der NSDAP und der SS bei, ging, nachdem er arbeitslos geworden war, nach Deutschland und wurde dort Mitglied der Österreichischen Legion, einer Naziexilorganisation.

1934 begann seine Laufbahn beim Sicherheitsdienst der SS in Berlin. Er avancierte dort zum Verantwortlichen für Spitzelarbeit gegenüber dem jüdischen politischen und Vereinsleben. Entgegen seiner Selbsteinschätzung war er nie Spezialist für Geschichte und Kultur des „Judentums“. Seine Kenntnisse erschöpften sich in einigen Grundtexten der zionistischen Bewegung, vor allem in Herzls „Judenstaat“.

Eichmanns großer Karrieresprung ereignete sich in Wien, wohin er nach dem „Anschluss“ mit der Aufgabe entsandt wurde, die Auswanderung der jüdischen Bevölkerung zu forcieren. Binnen kurzem gelang es ihm, die Methoden der Terrorisierung, Ausplünderung und anschließenden Emigration zu rationalisieren. Seine Arbeit galt als modellhaft.

Eichmann widmete sich in „seiner“ Abteilung des 1939 gegründeten Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) verschiedenen Projekten, die Juden unter der Herrschaft der Nazis in „Reservaten“ zu konzentrieren. (Nisko-Plan, Madagaskarplan). Im Sommer 1941 unterrichtete ihn Reinhard Heydrich, Chef des RSHA, von der kommenden „Endlösung“, dem Mord an den den deutschen und europäischen Juden. Eichmanns Aufgabe sollte im „Erfassungsmäßigen“ bestehen.

Blut und Leichen vertrug er schlecht. Eichmann hätte sich lieber als „Protektor“ eines jüdischen Sklavenstaates gesehen, aber seine Zweifel an der „Gewaltlösung“ wurden zerstreut, als er Sekretär der „Wannseekonferenz“ war und sich nicht nur seine Chefs, sondern auch die höchsten Beamten des Reiches euphorisch angesichts der „Endlösung“ zeigten. Von da ab organisierte er die Maschinerie, die von der Registrierung über die Kennzeichnung mit dem gelben Stern, die Deportation, die „Selektion“ bis zu den Gaskammern führte.

In seinen späteren Rechtfertigungen bestand er darauf, nicht nur gesetzes-, sondern auch pflichtgemäß im Sinne der damals herrschenden Staatsgewalt gehandelt zu haben. Weshalb er auch, als sein oberster Chef Heinrich Himmler 1944 hinter dem Rücken Hitlers die eigene Mordmaschine zu stoppen trachtete, nach Kräften Himmlers Anweisungen hintertrieb und die „Endlösung“ auch im Fall Ungarns durchzusetzen versuchte. Eine Konsequenz, die nochmals Abertausende das Leben kostete.

Nach seiner Gefangennahme floh Eichmann unter tätiger Mithilfe der Nazischleuserorganisation Odessa und eines Priesters nach Argentinien. Unter dem Namen Ricardo Klement fristeten er und seine Familie eine ärmliche Existenz. Für seine wahre Identität gab es viele Hinweise, die schließlich auch den israelischen Geheimdienst erreichten. Eichmann wurde von ihm gekidnappt, in Israel zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet. C.S.