Was Paul nicht mag ...

... fand Paulchen noch vor zwei Monaten cool: Kurzlebiges Trend-Spielzeug. Pokémons allerdings behaupten sich hartnäckig  ■ Von Susan Quast

Heißt der beste Freund Ihres Kindes seit einiger Zeit Pikachu? Nein? Glück gehabt! Glaubt man neuesten Studien und Zeitungsberichten, könnte man zu dem Schluss kommen, dass jedes Kind zwischen 6 und 12 Jahren gerade am PC hängt, ins eigene Handy quasselt oder eben Pokémon Pikachu und seine Kumpels trainiert, sammelt und tauscht. Die japanischen Comicfiguren gibt es in allen Variationen – vom Gameboyspiel über Sticker, Stofftiere und Plastikfiguren bis hin zu Kartenspiel und Fernsehserie. „Die werden schon viel gekauft“, sagt Hülya Tirykae von „Spielwaren Salzmann“. Wie vor ihnen Furbies, Teletubbies, Gogos oder Tamagotchis.

Verwunderlich bei den Pokémons (Abkürzung für Pocket Monster, also Taschen-Monster) findet Tirykae, dass sich die seltsamen Gestalten seit November vergangenen Jahres ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Der Gogo-Trend (kleine, sonderbare Plastikfiguren zum würfelähnlichen Werfen) zum Beispiel habe gerade mal zwei Monate gehalten. Und wer sich die völlige Missachtung seines Patenkindes erschenken möchte, kauft ihm jetzt ein Tamagotchi – wenn überhaupt noch eines im Handel erhältlich ist.

„Die Welt ist kleiner geworden“, sagt Andreas Steinler vom „Trendbüro“ in Hamburg. Er macht die rasanteAusbreitung verschiedenster Medien für die immer schneller wechselnden Spielzeug-Vorlieben verantwortlich. Außerdem gebe die Filmindustrie inzwischen mehr Geld fürs Merchandising eines Films aus als für dessen Produktion. Durch ständig wechselnde Angebote in Fernsehen, Kino und Internet entstehe schon bei Kindern ein gewisser „Optionismus“, der das Neue nie ausschließt und nichts für ewig halten lässt.

Die Erzieherin Petra Schmidt bestätigt Steinlers These schon für Kinder im Vorschulalter. „Was im Fernsehen „in“ ist, das ist der Trend bei den Kindern, sagt sie. Wenn dann zu den Kindermenüs der Fast-Food-Ketten Figuren oder Aufkleber zu aktuellen Fernsehserien oder Kinofilmen serviert werden, seien diese das Trend-Spielzeug auch der 4- bis 6-Jährigen – besonders der Jungen.

Bei einer zugegebenermaßen nicht sehr breit angelegten Befragung von Kindern zwischen 6 und 13 Jahren sowie betroffenen Eltern erlebte die Autorin allerdings eine Überraschung. Erstaunlich viele Kinder beantworteten die Frage: „was spielst du am liebsten?“ mit „draußen“ – mit der Variation „Fußball“. Auch der Klassiker „Playmobil“ steht offenbar immer noch oben auf der Spielzeug-Hit-Liste; allerdings hat sich auch der Computer zur Standard-Beschäftigungsquelle etabliert.

Und, unabhängig vom Harry-Potter-Rausch, Lesen ist nach wie vor eine durchaus nennenswerte Freizeitbeschäftigung. So antwortete zum Beispiel der elfjährige Malte auf die Frage, welche drei Dinge er mit auf eine einsame Insel nehmen würde: „Meine Freunde, meine Schwester und eine Kiste voller Bücher.“