■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Karrieren, Karrieren!

Ulrich Mix heißt er, der neue Ortsamtsleiter in Horn, unter „Meinungsumfragen und Organisationsberatung“ firmiert er im Telefonbuch. Einstimmig wurde er gewählt, die Grünen hatten ihn schließlich nach langen Gesprächen mit den anderen Kandidaten vorgeschlagen, um das einstimmige Votum zu ermöglichen. Ein parteiloser Mann, so stellte er sich vor, mit Verdiensten um das Bürgeramt in Horn-Lehe.

Was die, die ihn gewählt haben, nicht wußten: „Dr. Ulrich Mix“ firmierte früher unter „Ulli Ludwig“. So erinnern sich jedenfalls Leute, die ihn noch von der roten Kaderschmiede her kennen. Ulli Ludwig war einer der Repräsentanten des „rot“ in dieser Phase der Bremer Uni, nämlich Vorsitzender der Studentenorganisation der DKP, des Marxistischen Studentenbundes Spartakus (MSB). Weniger die graue Theorie als die Aktionen sollen sein politisches Konzept gewesen sein, durchaus phantasievoll: Einmal trat er zusammen mit der derzeitigen PDS-Spitzenfrau Marina Stahmann bei den Naturwissenschaftlern auf, Ludwig als „Industrieboss“ verkleidet, Stahmann als seine schicke Sekretärin. Die Studenten sollten über den Angriff der bösen Industrie auf die gute rote Kaderschmiede aufgeklärt werden und dann herzlich lachen.

Der Stern des MSB sank, Ulli Ludwig wechselte vom MSB über zur SPD und wurde Mitglied im Ortsverein Mitte bei Brigitte Dreyer, die heute für die CDU in der Bürgerschaft sitzt.

Ludwig hatte zeitweise an der Uni einen Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann bei der Hochschule für Öffentliche Verwaltung. Irgendwann in dieser Zeit, sagt man bei der SPD, muss er seinen Namen gewechselt haben, trat dann jedenfalls als „Dr. Ulrich Mix“ von der Hochschule für Öffentliche Verwaltung auf, als CDU-Innensenator Ralf Borttscheller seine Umfrage über die Empfindungen der Bremer Bevölkerung angesichts ausländisch aussehender Menschen, großer Graffiti-Schmierereien und anderer Sicherheitsrisiken machen wollte. Die SPD-Innenpolitiker fanden damals, dass die Untersuchung ihres ehemaligen Parteifreundes wenig seriös sei und mehr in die Schublade der CDU-Stimmungsmache passe.

Dieses Engagement stellte er in seiner letzten Bewerbung um den Ortsamtsleiterposten nicht heraus, im Beirat Horn hat nämlich die CDU sieben Stimmen, SPD und Grüne zusammen auch. Als parteiloser Kandidat konnte er das Vertrauen des gesamten Beirates gewinnen. Völlig zu Recht, findet Ihre Rosi Roland