Streit um „the ort“ beendet, aber Kosten sind gestiegen

Holocaust-Mahnmal: Kosten allein für unterirdischen „Ort der Information“ betragen etwa 20 Millionen Mark. Die Stätte soll dennoch kein Museum werden.

BERLIN taz ■ Das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin wird zwar wesentlich teurer als bisher vorgesehen. Aber beseitigt ist der wesentliche konzeptionelle Streitpunkt darüber, wo der „Ort der Information“ sein soll, der das Mahnmal ergänzt. Das ist das Ergebnis der Sitzung des Stiftungskuratoriums für den Bau des Mahnmals am Donnerstagabend.

Demnach wird der „Ort der Information“ voraussichtlich etwa 20 Millionen Mark kosten, wie der Stiftungsvorsitzende, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, gestern sagte. Bisher waren für diese Infostätte nur circa 5 Millionen Mark vorgesehen. Hinzu kommen noch Kosten von mindestens 15 Millionen für das eigentliche Stelenfeld. Statt der bisher öffentlich diskutierten 20 Millionen Mark wird das Mahnmal also mindestens 35 Millionen kosten. Thierse sagte, er könne zu diesem Zeitpunkt der Planungen noch keinen genaueren Kostenvoranschlag geben. Die Kosten werde wohl „im Wesentlichen“ der Bund mit dem privaten Förderkreis für das Mahnmal aufzubringen haben.

Weitgehende Klarheit und Einigkeit aber erzielte das Kuratorium über den anderen Knackpunkt der Gedenkstätte: Mit einer Mehrheit von 17 zu 6 Stimmen beschloss das Gremium, die Informationsstätte unter dem Feld von 2.700 Stelen von Peter Eisenman bauen zu lassen. Der US-Architekt hatte ein Modell für die unterirdische Bauweise vorgelegt, das die Mehrheit der Kuratoren überzeugte.

Diese Frage „oberirdisch/unterirdisch“ war umstritten, da einige Kuratoriumsmitglieder befürchteten, ein unterirdischer Bau könnte sehr viel teurer werden. Die Kuratorin Lea Rosh sagte, Eisenman – der stets von „the ort“ sprach – habe darlegen können, dass eine oberirdische Lösung nicht wesentlich billiger wäre.

Zudem habe man sich überzeugen lassen, dass ein unterirdischer „Ort der Information“ die Wirkung des Stelenfelds als Kunstwerk weniger beeinträchtige als ein oberirdischer Bau, so Rosh. Durch den bescheidenen Charakter der Infostätte – geplant sind im Wesentlichen lediglich vier Räume in der Größe von Klassenzimmern – sei sichergestellt, dass es „kein Holocaust-Museum“ werde, so Rosh. Um die Jahreswende 1998/99 hatte Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) vorgeschlagen, das Stelenfeld um ein Holocaust-Museum zu ergänzen. Sein Vorschlag war jedoch auf erheblichen Widerstand gestoßen.

PHILIPP GESSLER