Kurzschluss soll Ursache des U-Bahn-Brands sein

BVG weist Kritik am Sicherheitskonzept zurück: Auf dem Unglücksbahnhof waren vier Mitarbeiter. Durchsage der Leitzentrale kam allerdings nicht an

Nach dem Brand in einem U-Bahn-Waggon hat Innensenator Eckart Werthebach (CDU) eine minutiöse Untersuchung des Unfallhergangs angekündigt. Beteiligt daran sind Feuerwehr, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Innenverwaltung.

Die BVG wies gestern die Kritik an ihrem Sicherheitskonzept zurück. „Wir waren einwandfrei vorbereitet, die Mitarbeiter haben sich profihaft verhalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger vorm Walde. Der Brand im Bahnhof Deutsche Oper vom Samstag sei ein bedauerlicher Einzelfall. „Es gibt keinen Anlass, das Sicherheitssystem der U-Bahn in Frage zu stellen.“

Laut BVG wurden entgegen bisherigen Angaben 21 Personen verletzt. Zunächst war von 31 Verletzten die Rede gewesen. Die meisten wurden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Bis auf einen Mann, der sich ein Bein gebrochen hat, haben inzwischen alle das Krankenhaus verlassen. Es habe auch keine Panik in dem U-Bahnhof geherrscht, sagte vorm Walde. „Es ist auch eine Mär, dass keine Mitarbeiter vor Ort waren.“ Neben den Fahrern zweier Züge hatten auch zwei Bahnmitarbeiter geholfen, die Fahrgäste ins Freie zu bringen. Ungeklärt ist aber noch, wieso es keine Lautsprecheransagen gab. Zwischen Meldung des Feuers und Eintreffen der Feuerwehr seien fünf Minuten vergangen.

Als Ursache vermuten die Verkehrsbetriebe bei dem Zug der so genannten Gisela-Baureihe einen Kurzschluss. Vermutlich sei ein Erdungskabel gerissen und auf ein Drehgestell gefallen, was zu einem explosionsartigen Knall sowie zu einem Lichtbogen mit 4.000 Ampere (ähnlich wie bei einem Schweißgerät) führte.

Der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Wilfried Gräfling, schilderte gestern im Innenausschuss die Rettungsaktion und trat damit Vorwürfen entgegen, dass die Fahrgäste zu lange auf sich allein gestellt gewesen wären. Der von der BVG ausgesandte Notruf sei um 15.14 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen. Um 15.19 Uhr – fünf Minuten später – sind laut Gräfling die ersten Kräfte vor Ort gewesen.

Den Feuerwehrbeamten habe sich beim Betreten des Bahnhofs folgendes Bild geboten: Aus dem Ausgang und sämtlichen Notausgängen seien Rauchschwaden aufgestiegen. Der Bahnsteig selber war nach Schilderung von Gräfling weitgehend rauchfrei, da das Feuer im letzten Waggon zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll entfacht gewesen sei. „Die 350 Fahrgäste sind von Feuerwehrleuten durch den Tunnel in Richtung Ernst-Reuter-Platz rausgebracht worden.“ Einige konnten sich ohne Hilfe in Sicherheit bringen. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers verhielten sich die Fahrgäste ruhig und besonnen.

Der Brand ist der schwerste Unfall in der Geschichte der BVG seit 1908 und der erste Feuerschaden in einem besetzten Zug. Ungeachtet des Unfalls am Samstag ist der öffentliche Personennahverkehr das sicherste Verkehrssystem. In Berlin sterben jährlich rund 100 Menschen im Straßenverkehr. Die Grünen forderten unterdessen mehr Sicherheit für die Fahrgäste der Berliner U-Bahnen. Als Sofortmaßnahme müssten alle unterirdischen Bahnhöfe durch den Bau eines zweiten Zugangs zusätzlich sicherer gemacht werden. Die Notausgänge müssten zudem deutlich beschildert werden. BIS/PLU