Li-La-Lummerland

Michael Endes Märchen „Jim Knopf“ geht als aufwändig produzierter Zeichentrick in Serie (11.20 Uhr, ARD)

Es ist das Geheimnis guter Geschichten, dass sie überdauern. Sie können aufgeschrieben, vertont, abgefilmt, von Marionetten dargestellt werden oder als Zeichentrick in Serie gehen – die Substanz des Erzählten schert sich nicht um seine Form.

Auch Michael Endes Geschöpfe Jim Knopf, König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte oder Frau Malzahn haben zahlreiche Inkarnationen erfahren. Nicht zuletzt durch die Augsburger Puppenkiste, die das preisgekrönte Märchen 1961, ein Jahr nach Erscheinen, erstmals in Szene setzte.

Für den künstlerischen wie logistischen Kraftakt, das Opus als Zeichentrickserie zu neuem Leben zu erwecken (300 Animatoren, 35.000 Bilder pro Folge), hat sich die ARD unter Federführung des WDR mit einer französischen Produktionsfirma zusammengetan. Dort, in Frankreich, erreichten die insgesamt 52 Folgen zwischenzeitlich den stattlichen Marktanteil von 48,4 Prozent. Und nun, da das Abenteuer bereits in 19 Länder verkauft worden ist (u. a. USA und Argentinien), kommen die Bewohner der „Insel mit zwei Bergen“ auch nach Deutschland.

Jims Pflegemutter wird von Marie-Luise Marjan gesprochen, Ilja Richter gibt den Bösewicht Mies Fies Ling, und Wolfgang Hess (Bud Spencer, Charles Bronson) leiht dem König von Lummerland seine Stimme. Natürlich ist der Charme dahin, mit dem die Augsburger Puppenkiste einst die Geschichte belebte: Statt silberner Fäden vor verstaubter Modelleisenbahn-Kulisse schlagen sich Jim Knopf, Lukas der Lokomotivführer und der Triebwagen Emma frisch animiert durch bonbonbunte Welten.

Verantwortlich dafür zeichneten die Deutschen Theo Kerp und Herbert Schulmeyer („Die Sendung mit der Maus“), deren Entwürfen es auch zu danken ist, dass sich „Jim Knopf“ wohltuend von japanischer oder US-amerikanischer Massenware abhebt. Nur die Titelmusik, poppiger Punkrock von den Prinzen, will so gar nicht zu unserem Märchen passen – eine gute Geschichte aber wird auch dieses Attentat überdauern. ARNO FRANK