Fliegende Körper

■ Poetisch, chaotisch - und doch ganz alltäglich: Allemaal Indiaan

Hamburg wird sich in seinem 17. Jahr von seinem Internationalen Sommertheater Festival verabschieden, fordert am 21. und 22. Juli auf zum „Last Waltz“. In den Performing Arts werden jedoch nach wie vor innovative Impulse gesetzt, wie am 15. und 16. Juli die Compagnie Boris Charmatz aus Frankreich und die Choreografen des Tanzabends NeXt Generation beweisen.

Boris Charmatz ist angetreten, die Konventionen der jüngeren Tanzgeschichte zu unterwandern. Das tun er und seine vier Mittänzer nackt und Auge in Auge mit dem Publikum. Den tanzenden Körper will der Choreograf entmystifizieren, dem Zuschauer jede empathische Empfindung nehmen. Die „NeXt Generation“ vereint fünf Tänzer/Choreografen, die zuvor bei der belgischen Compagnie Les Ballets C. de la B. getanzt haben.

Allemaal Indiaan, in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Arne Sierens und den Compagnien Victoria und Les Ballets C. de la B., ist sein (vorerst) letztes Stück. Wieder inszeniert er mit Laien- und Profidarstellern einen „Jahrmarkt der Ausnahmezustände“, - chaotisch, poetisch und doch ganz alltäglich. Thema seiner Stücke, sagt Platel, sei ein Ort, an dem Menschen zusammen kommen. Es geht um Gemeinschaft und weniger um Form.

Wie Platel gehört sein Landsmann Wim Vandekeybus seit Jahren zu den Publikumslieblingen. Mit dem Männerstück In Spite of Wishing and Wanting zeigt er mit seiner Compagnie Ultima Vez seinen Tanz, der von der Utopie der fliegenden Körper lebt.

Für Kontroversen sorgt dagegen stets die italienische Performancegruppe Socìetas Raffaello Sanzio, die in Genesi die biblische Schöpfungsgeschichte als surreales Bilderpuzzle inszeniert.

Marga Wolff

Victoria & Les Ballets C. de la B. „Allemaal Indiaan“, 14. und 15. Juli, 20 Uhr

Compagnie Boris Charmatz „Herses“, 15. u. 16.7., 20.30 Uhr

NeXt Generation, 15. u. 16.7., 21 Uhr

Wim Vandekeybus/Ultima Vez „In Spite of Wishing and Wanting“, 18.7., 20 Uhr

Socìetas Raffaello Sanzio „Genesi“, 19. u. 20.7., 20 Uhr

The Last Waltz mit Meg Stuart, Batsheva Dance Company, Yoschi Oida, Alvaro Restrepo, Josef Nadj und dem Expo-Pyrokünstler Pierre Alain Hubert., 20. u. 21. 7., 20 Uhr